Nach Atom-Deal mit Iran
Ist die Bombe jetzt vom Tisch?

Der Iran muss im Rahmen des gestern beschlossenen Abkommens sein Atomprogramm massiv zurückfahren. «Der Deal wird Iran davon abhalten, eine Atombombe zu bekommen», glaubt US-Präsident Obama. Doch nicht alle sehen das so.
Publiziert: 15.07.2015 um 14:22 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 23:06 Uhr
Anreicherungsanlage Natans: Hier werden Zentrifugen vernichtet.
Foto: Keystone

Ist das Abkommen im Atomstreit mit dem Iran ein «historischer und bedeutender« Durchbruch, wie Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte? Ein «Hoffnungszeichen für die ganze Welt», wie es die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini nannte?

Oder wird der Deal eine «terroristische Nuklear-Supermacht schaffen», wie der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisierte? Ist er eine «Lizenz zum Töten» gar, wie Israels Kulturministerin Miri Regev meint?

Fakt ist: Der Iran muss im Rahmen der Vereinbarung sein Atomprogramm massiv zurückfahren, wie erste Details aus dem rund 100 Seiten langen Vertrag zeigen.

• Der Iran muss zwei Drittel seiner Zentrifugen zur Urananreicherung vernichten. In der Anreicherungsanlage Natans soll die Zahl der Zentrifugen auf 5060 begrenzt werden. Weitere 1044 verbleiben in Fordow, werden aber nicht zur Urananreicherung genutzt. Bislang hat der Iran 19'000 Zentrifugen, in Betrieb sind aber weniger als 10'000.

• Rund 95 Prozent des angereicherten Urans im Land müssen zerstört oder aus dem Iran geschafft werden. Der Bestand reduziert sich so von 12'000 Kilogramm auf etwa 300 Kilogramm.

• Der Schwerwasserreaktor Arak wird so umgebaut, dass kein Atommaterial mehr daraus weiterverbreitet werden und kein atomwaffenfähiges Plutonium mehr hergestellt werden kann. Der umstrittene Reaktorkern wird ausgebaut und ausser Landes gebracht. Die verbunkerte Forschungsanlage in Fordow soll in ein Forschungslabor umgewandelt werden.

«Kontrolle - nicht Vertrauen»

Die Massnahmen, deren Umsetzung voraussischtlich ab Anfang 2016 erfolgt, werden von der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO)«lückenlos kontrolliert», wie es hiess.

US-Präsident Obama sagte: «Dieses Abkommen ist nicht auf Vertrauen aufgebaut. Es ist auf Überwachung aufgebaut. Wir haben 24 Stunden täglich Zugang zu den entscheidenden Nuklear-Anlagen des Irans.»

Die internationalen Sanktionen gegen das Land würden erst dann abgebaut, wenn bewiesen sei, dass der Iran sein nukleares Waffenprogramm zurückfahre. Und sollte das Land gegen das Abkommen verstossen, würden die Sanktionen umgehend wieder in Kraft treten.

«Der Deal wird Iran davon abhalten, eine Atombombe zu bekommen», sagte Obama in einer Fernsehansprache.

Politische Gegner im eigenen Land hat Obama mit dieser Aussage indes nicht überzeugen können. Die Republikaner haben bereits angekündigt, die Resolution im Kongress mit allen Mitteln bekämpfen zu wollen.

Auch Israel trötzelt weiter. Regierungschef Netanjahu sagte, die Einigung – «ein historischer Fehler» – sei für sein Land nicht bindend. Und er betonte Israels Recht auf Selbstverteidigung: «Wir haben uns verpflichtet, einen atomar bewaffneten Iran zu verhindern. Dazu stehen wir.»

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