Die Fahndung nach dem BVB-Attentäter dauerte genau zehn Tage. 450 Kilometer vom Tatort entfernt im Raum Tübingen nahmen die Ermittler heute Morgen den 28-jährigen deutsch-russischen Doppelbürger Sergej W. fest. Er hatte Aktienoptionen am Tag des Anschlags gekauft und sich so verraten.
Sergej W. wohne in Baden-Württemberg, schreibt «Bild». Er sei bereits seit dem 13. April mit Haftbefehl wegen 20-fachen versuchten Mordes und Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion gesucht gewesen.
Die Polizei geht davon aus, der Mann habe die Bomben per Fernbedienung vom Mannschaftshotel «L'Arrivée» aus gezündet.
Laut «Bild» sei der Russe den Hotelangestellten aufgefallen, weil er seelenruhig durch das Hotel spaziert sei. Ausserdem habe er zuvor, beim Einchecken ins Hotel, ein Zimmer mit Fenster zur Strassenseite verlangt.
Attentäter hatte keine Mithelfer
Die Bundesstaatsanwaltschaft informierte am Freitagmittag an einer kurzen Medienkonferenz über die Erkenntnisse zum Verdächtigen. Gegen den 28-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen. «Wir legen dem Mann gefährliche Körperverletzung, versuchten Mord und Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion zur Last», sagte Staatsanwältin Frauke Köhler. Man gehe davon aus, dass W. keine Mithelfer hatte, dass es sich bei ihm also um einen Einzeltäter handle.
Sergej W. werde sich noch heute vor dem Bundesrichter verantworten müssen. Deshalb könne man jetzt noch nicht weiter ins Detail gehen. Zudem würden sich die Ermittlungen schwieriger gestalten, als bisher angenommen, weil durch die Zündung der Sprengstoff vollständig umgesetzt worden sei. Deshalb müssten nun Bodenproben durchgeführt werden.
Aktienkauf als mögliches Motiv
Köhler bestätigte heute vor den Medien, der Verdächtige habe sich mit seinem Optionsscheine-Kauf verraten. So habe der Verdächtige vom Hotel aus am Tag des Anschlags drei verschiedene Derivate, also 15'000 Optionsscheine im Wert von 78'000 Euro gekauft.
Die Optionsscheine hatte er online erworben, über das Netz des BVB-Mannschaftshotels. Um die Optionen bezahlen zu können, habe W. einen Kredit aufgenommen.
Mitarbeiter der «Comdirect»-Bank hatten der Polizei anschliessend eine Verdachtanzeige gegen den Russen wegen Geldwäsche übermittelt, der Kauf erschien ihnen verdächtig.
Hätte der Russe nämlich mit einem Anschlag einen Teil der Mannschaft schwer verletzt oder gar getötet, hätte die BVB-Aktie einen dramatischen Kursverlust erlitten. Sergej W. hätte somit einen Gewinn von fast vier Millionen Euro machen können.
Anschlag brachte BVB-Aktienkurs in Turbulenzen
Nach dem Anschlag erlitt die BVB-Aktie an der Börse effektiv einen Verlust. Der Titel des Traditionsvereins schwankte stark, fiel zwischenzeitlich um zwei Prozent auf 5,50 Euro (BLICK berichtete). Damit war sie Schlusslicht im Kleinwerte-Index Sdax.
BVB ist der einzige deutsche börsennotierte Fussballclub.
Hausdurchsuchungen in vier Städten
Die Polizei führte heute Mittag Hausdurchsuchungen in vier baden-württembergischen Städten – Freudenstadt, Rottenburg, Tübingen und Haiterbach – durch.
Staatsanwältin Köhler bestätigt, es seien mehrere Kommunikationsmittel sichergestellt worden.
Vor zehn Tagen hatten Unbekannte drei Sprengsätze vor einem Mannschaftsbus der Fussballmannschaft Borussia Dortmund BVB gezündet. Der Spieler Marc Bartra wurde dabei verletzt (BLICK berichtete). (stj)