Nach angeblichem Invasionsversuch in Venezuela
Maduro schickt Armee auf Jagd nach Eindringlingen

Geheime Mission im Krisenstaat Venezuela: Ein paar Dutzend Invasoren sollen versuchen, den verhassten Präsidenten Maduro zu stürzen. Der hat nun seine Armee losgeschickt. Kritiker reden von einer weiteren Inszenierung der Regierung, um von Problemen abzulenken.
Publiziert: 05.05.2020 um 12:55 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2020 um 09:48 Uhr
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Patrouillen suchen in La Guaira die Küste ab, wo vor wenigen Tagen angeblich ein Invasion stattgefunden haben soll.
Foto: keystone

Venezuela ist im Alarmzustand. Innert weniger Stunden hat Staatspräsident Nicolás Maduro 25’000 Soldaten in Stellung gebracht. Was war passiert? Die Regierung vermeldet, dass «terroristische Söldner» in La Guaira mit Schnellbooten ins Land eingedrungen seien. Ihr Ziel: die Ermordung des umstrittenen, linksgerichteten Präsidenten.

Die Regierung hatte den Invasionsversuch am Sonntag gemeldet. Man habe acht Personen getötet und zwei festgenommen. Auch ein Waffenarsenal sei sichergestellt worden. Die Soldaten haben inzwischen den Befehl erhalten, im ganzen Land mutmassliche Kämpfer zu jagen und zu neutralisieren. Inzwischen meldete die Regierung weitere acht Verhaftungen.

Steckt US-Veteran dahinter?

Die Lage ist unklar. Maduro behauptet, dass die USA und Kolumbien hinter dem Angriff stehen und die beiden zuerst verhafteten Amerikaner zu Donald Trumps (73) Sicherheitspersonal gehörten.

In einem am Sonntag aufgetauchten Video kündigen Jordan Goudreau, ein früherer Soldat der amerikanischen Spezialeinheit Green Berets, und ein ehemaliger Offizier der venezolanischen Nationalgarde den Beginn der Operation Gideon an. Deren Ziel sei es, Maduros Verbündete festzunehmen und venezolanische Soldaten auf ihre Seite zu ziehen. Goudreau behauptet, dass 52 Kämpfer das venezolanische Territorium infiltriert hätten und nun weitere Leute rekrutierten.

Generalstaatsanwalt Tarek William Saab (57) beschuldigte Oppositionschef Juan Guaidó (36), «Söldner» für den Angriff auf die Regierung angeheuert zu haben. Dafür habe Guaidó 212 Millionen Dollar aus ausländischen Konten des staatlichen Ölkonzerns PDVSA sowie anderen Konten «geraubt», die wegen der US-Sanktionen eingefroren seien.

Oder alles nur Inszenierung?

Oppositionsführer Juan Guaidó wirft der Regierung hingegen eine Inszenierung der Invasion vor. Sie wolle damit vom brutalen Gefängnisaufstand in Guanare ablenken, der am vergangenen Freitag 47 Tote und über 75 Verletzte gefordert hatte.

Auch andere Kritiker reden von einer Inszenierung, wie sie die Regierung immer wieder praktiziere. La Guaira nahe der Hauptstadt Caracas sei einer der am besten gesicherten Häfen des Landes. Der General und ehemalige Minister Hebert García Plaza twitterte: «Irgendetwas passt nicht. Vielleicht war es ein Krieg zwischen Drogenkartellen, aber eine Terroristen-Invasion scheint es nicht zu sein.»

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Kolumbien hat dementiert, in einen Angriff verstrickt zu sein. «Es ist eine haltlose Anschuldigung, um die kolumbianische Regierung in eine spekulative Verschwörung zu verwickeln», teilte das Aussenministerium mit.

Venezuela in der Krise

Das einst reiche Venezuela steckt in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Das südamerikanische Land mit den grössten bekannten Erdölreserven der Welt gilt zugleich als einer der korruptesten Staaten weltweit.

Zudem tobt seit mehr als einem Jahr ein Machtkampf zwischen dem selbst ernannten Übergangspräsidenten Juan Guaidó und dem autoritär regierenden sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro. Letzterer sitzt jedoch fest im Sattel, auch weil er das Militär auf seiner Seite und die Polizei im Griff hat. (gf)

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