Nach dem Abschuss eines mutmasslichen chinesischen Spionageballons durch die USA setzt ein weiterer Ballon über Lateinamerika offenbar seine Reise fort. Nach Kolumbien und Venezuela wurde auch aus Costa Rica berichtet, dass ein chinesischer Ballon gesichtet worden sei. Das Aussenministerium des mittelamerikanischen Landes teilte am Montag (Ortszeit) mit, die chinesische Botschaft in San José habe den Vorfall bedauert.
Der Ballon diene ausschliesslich wissenschaftlichen Zwecken, habe die Botschaft argumentiert. Er sei wegen der Wetterverhältnisse und aufgrund mangelnder Steuerungsfähigkeit von seiner ursprünglich geplanten Route abgekommen. Nach dem Zwischenfall mit dem ersten Ballon über den USA hatte am Vortag bereits das Aussenministerium in Peking eingeräumt, dass ein zweiter «ziviler» Ballon bei einem «Flugversuch» auf Abwege gekommen sei und über Lateinamerika fliege.
Das US-Militär hatte den ersten chinesischen Beobachtungsballon vor der Küste von South Carolina über dem Atlantik abgeschossen. Peking kritisierte die «offensichtliche Überreaktion». Washington warf China vor, mit dem Ballon Militäreinrichtungen ausspionieren zu wollen. Die Regierung in Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der durch die Westwinddrift und wegen unzureichender Navigationsmöglichkeiten weit vom Kurs abgekommen sei.
Die Ermittler werten Geräte aus
Während in China die Kritik an den USA unvermindert anhielt, will die US-Regierung eine Verschärfung der Spannungen zwischen beiden Ländern vermeiden. «Es gibt keinen Grund dafür, dass sich die Spannungen in unseren bilateralen Beziehungen zu einer Art Konflikt auswachsen», sagte der Kommunikationsdirektor des nationalen Sicherheitsrats der US-Regierung, John Kirby. Die USA hätten im Einklang mit internationalem Recht gehandelt, den Ballon über ihrem Staatsgebiet abzuschiessen. Die USA hätten ihren Luftraum und ihr Land verteidigt.
Der Ballon sei rund 61 Meter hoch gewesen und habe vermutlich so viel wie ein kleines Linienflugzeug gewogen, sagte der Befehlshaber des nördlichen Kommandos der Vereinigten Staaten, Glen VanHerck. Die Ermittler wollen so viel wie möglich bergen – auch um die Geräte an Bord auszuwerten.
Das Trümmerfeld habe eine ungefähre Grösse von 1500 mal 1500 Metern, sagte VanHerck. Aufgrund des Seegangs seien die Arbeiten unter Wasser zunächst erschwert worden. Der Einsatz finde in rund 15 Metern Wassertiefe statt. (SDA/jwg)