Stephan B.* tötete im Oktober bei einem Anschlag in Halle (D) zwei Menschen. Seither sitzt er im Gefängnis «Roter Ochse», das sich ebenfalls in Halle befindet. Doch nun versuchte er am Samstag daraus zu fliehen. Bei einem Hofgang gegen 13.50 Uhr kletterte er über einen 3,40 Meter hohen Zaun.
Für rund fünf Minuten konnte er sich unbeaufsichtigt im Innenbereich der Justizvollzugsanstalt bewegen. Entkommen konnte er aber nicht – B. stiess nämlich überall auf verschlossene Türen. Das Gefängnis zu verlassen, war für ihn unmöglich. Schliesslich kletterte er in den Innenhof zurück, wo er von den Beamten in Gewahrsam genommen wurde. Er soll dabei keinen Widerstand geleistet haben, wie das Justizministerium mitteilte.
Muss von zwei Aufsehern bewacht werden
Wie der «Tagesspiegel» schreibt, gibt es offenbar keine Hinweise auf Komplizen oder vorsätzliches Verhalten der zuständigen Aufseher. Aber: Derzeit wird im Justizministerium geklärt, wie es trotz der strengen Auflagen hinsichtlich seiner Haftbedingungen zu einem solchen Vorfall kommen konnte. Denn: B. muss ständig von zwei Aufsehern begleitet werden, sobald er seine kameraüberwachte Zelle verlässt.
Justizministerium erst am Dienstag informiert
Ungeklärt ist auch, weshalb das Ministerium erst am Dienstagmorgen über den Fluchtversuch informiert wurde. Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) zeigte sich entsetzt und kündigte Konsequenzen an. Das Gefängnispersonal habe ganz offensichtlich Vorschriften verletzt, sagte sie am Mittwoch. «Das muss Folgen haben.» Die Gefängnisleitung muss sich nun erklären. B. sitzt wieder in seiner Zelle und wartet auf seinen Prozess. Dieser beginnt am 21. Juli 2020. (bra)
* Name bekannt