Zärtlich schmiegt Helga P.* (24) den vor einem Monat geborenen Martin an sich, drückt ihm einen Kuss auf die Stirn. «Die Geburt ging so schnell, dass ich es nicht mehr ins Krankenhaus schaffte. Martin kam in einer kleinen Wohnung in Lima auf die Welt», erzählt Helga.
Dort lebte die junge Mutter bis letzte Woche – unfreiwillig. Von 2006 bis 2009 sass sie im berüchtigten Frauenknast Santa Monica in der peruanischen Hauptstadt. Dann wurde sie begnadigt.
Ausreisen durfte sie nicht. Die Justiz verfügte, dass sie ein Jahr lang Peru nicht verlassen dürfe. Kaum aus dem Gefängnis, lernte sie den Ex-Boxer Mario Broncano kennen – und wurde von ihm schwanger. Helga hätte ihr Kind gern in der Schweiz geboren. Doch die Behörden zeigten kein Herz, liessen sie nicht früher ausreisen.
Seit einer Woche ist sie nun wieder bei ihren Eltern in Bauma ZH. Ihr Baby hält sie glücklich auf dem Arm, doch die Vergangenheit ist allgegenwärtig. An ihre Verhaftung erinnert sie sich genau: «‹Buenos días, Drogenkontrolle›, sagte die Polizei. Da wusste ich gleich, was mir blüht.»
Die 2,9 Kilogramm Kokain, die sie am Körper trug und mit deren Erlös sie Schulden begleichen wollte, fanden die Fahnder sofort.
«Nach der Verhaftung brachte man mich ins Gefängnis Santa Monica. Die erste Zeit schlief ich in einem Massenraum, auf einer Matratze am Boden. Die hygienischen Zustände waren katastrophal. Ich bekam eine Virusinfektion.»
Nach ein paar Monaten wurde sie in eine Sechserzelle verlegt. «Dort hatten wir wenigstens Betten und etwas mehr Privatsphäre. Ausserhalb der Zelle musste ich ständig auf der Hut sein. Es gab Prügeleien. Dazu wollten mir lesbische Häftlinge an die Wäsche.»
Helga merkte schnell: Sie musste sich einer Gruppe anschliessen. «So genoss ich Schutz», erzählt die Drogenschmugglerin.
Sie nutzte die Zeit, um Spanisch zu büffeln. «Als Schweizerin mit ungarischen Wurzeln lernte ich schnell, konnte dann in der Bibliothek arbeiten und half manchmal auch als Dolmetscherin für die vielen Ausländerinnen aus.» In Santa Monica sassen drei weitere Schweizerinnen wegen Drogenschmuggel ein. Bis auf Melanie B.* (siehe Box) sind alle wieder zurück in der Schweiz.
Helga P. ist glücklich über die wieder gewonnene Freiheit. Und in Sorge um ihre Zukunft. «Ich habe keine Arbeit, kein Geld, bin auf Hilfe des Sozialamts angewiesen.» Die grösste Sorge aber gilt ihrem Baby. Die Drogenvergangenheit könnte ihr zum Verhängnis werden – wenn die Behörden ihr deswegen den kleinen Martin wegnehmen.
*Namen der Redaktion bekannt
Inzwischen hat die peruanische Justiz Melanie begnadigt und aus dem Knast entlassen. Sie muss aber ein Jahr in Peru bleiben, bevor sie ausreisen kann.
Melanie B. soll laut ihrer Ex-Knastkollegin in Lima wohnen. Helga P.: «Sie hat sich in einen Peruaner verliebt, arbeitet in einem Tattoo-Studio.» Ob Melanies Ex-Freund Stephan noch in Haft sitzt, ist unklar.
*Namen der Redaktion bekannt
Inzwischen hat die peruanische Justiz Melanie begnadigt und aus dem Knast entlassen. Sie muss aber ein Jahr in Peru bleiben, bevor sie ausreisen kann.
Melanie B. soll laut ihrer Ex-Knastkollegin in Lima wohnen. Helga P.: «Sie hat sich in einen Peruaner verliebt, arbeitet in einem Tattoo-Studio.» Ob Melanies Ex-Freund Stephan noch in Haft sitzt, ist unklar.
*Namen der Redaktion bekannt