Bobby Bostic (44) musste 27 Jahre im Gefängnis im US-Bundesstaat Missouri absitzen. Am 8. November 2022 kam er endlich raus. Er ist nun ein freier Mann. Während er im Knast sass, hat sich die Welt seit 1995 ausserhalb der Gefängnismauern stark verändert. Er sprach mit der «BBC» über Dinge, die ihn besonders erstaunten.
Kabellose Kopfhörer
In Freiheit sah er plötzlich Menschen, die mit sich selber sprachen. Und er verstand nicht, was es damit auf sich hatte. «Warum führen alle Selbstgespräche?», fragte sich Bostic. Bis er herausfand, dass es mittlerweile Kopfhörer ohne Kabel gibt. Er hatte einfach die kleinen Stecker in den Ohren der Menschen nicht gesehen, die für ihn darum mit sich selber zu sprechen schienen.
Sprachassistentin Alexa
Bostic sah nicht nur Menschen, die mit sich selber reden, sondern wurde auch Zeuge davon, wie Menschen sich mit ihren Lautsprechern unterhielten. Was er nicht wusste: Die Personen sprachen mit Alexa, der virtuellen Sprachassistentin.
Automatische Wasserhähne
Ein Wisch genügt und das Wasser in der Toilette läuft aus dem Hahn ins Waschbecken oder die Türe öffnet sich. Diese Technik gibt es auch bei Getränken. Doch Bostic kannte dies nicht. «Man winkt mit der Hand und das Wasser kommt heraus?», staunte er, als er das zum ersten Mal sah.
Wie freundlich Menschen sein können
B. kann noch immer nicht fassen, wie nett fremde Menschen zueinander sind. Er sei aus dem Gefängnis nur böse Blicke und Drohungen gewohnt. Umso schöner sei es für ihn, in Freiheit so viel Herzlichkeit zu begegnen. Es erwärme ihm das Herz, wenn er einen Laden betrete und ihn jemand fragt: «Wie kann ich Ihnen helfen?». Lächelnde Menschen bereiten dem ehemaligen Insassen eine grosse Freude.
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Mit 16 Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt
Dass Bostic jemals freikommen würde, ist ein Wunder: Bei seinem Prozess wurde er zu 241 Jahren Haft verurteilt. Da war Bostic 16 Jahre alt. Betrunken und bekifft, hatte er mit einem Freund einen Raubüberfall begangen. Eines von mehreren Verbrechen.
Für 17 Straftaten, darunter Autodiebstahl, wurde er einzeln verurteilt und bekam am Ende 241 Jahre – ohne Bewährung. Dabei hatte sich selbst die Richterin, die ihn verurteilt hatte, für seine Freilassung eingesetzt. «Bobby war ein 16-jähriges Kind, das ich wie einen vollwertigen Erwachsenen behandelt habe, was falsch war», sagte sie 2018.
Eine Gesetzesänderung half ihm jedoch zurück in die Freiheit. Jugendliche, die zu langen Haftstrafen verurteilt worden sind, bekommen neu eine Bewährungsmöglichkeit – auch im Nachhinein. (lia)