Nach 22 Jahren unschuldig in US-Knast. Debra Milke kommt bald in die Schweiz
Todeskandidatin endlich frei!

Unendlich lange 22 Jahre sass Debra Milke im US-Bundesstaat Arizona in der Todeszelle. Der Vorwurf: Die Berlinerin habe 1989 ihren damals vierjährigen Sohn erschiessen lassen. Nun urteilt ein US-Gericht: Die Anklage wird definitiv aufgehoben.
Publiziert: 18.03.2015 um 18:23 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:44 Uhr
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Debras Mutter Renate Janka (r.) schrieb ein Buch über ihre Tochter. Prominente Unterstützung gab es von Uschi Glas.
Foto: picture-alliance / dpa
Von Guido Felder

Die inzwischen 51-jährige Debra Milke ist endlich ein freier Mensch. Das heisst aber auch: Sie sass jahrelang unschuldig in Haft.

Diesen Moment hätte Milkes Mutter Renate Janka gerne miterlebt. Sie starb am 9. August 2014 mit 71 Jahren, an Krebs und Gram. Ihre Asche ist an ihrem letzten Wohnort in Emmetten NW beigesetzt. Von dort aus kämpfte sie all die Jahre für ihre Tochter. Sie hatte immer die Hoffnung, dass Debra freigelassen wird – und wurde immer wieder enttäuscht.

Die Tochter musste weiter in der Todeszelle ausharren – und ständig mit ihrer Hinrichtung rechnen. Deutsche Prominente wie Günther Jauch und Uschi Glas unterstützen Renate Janka in ihrem Kampf. Immerhin konnte sie ihre Tochter in den USA noch besuchen. Debra Milke wurde 2013 auf Kaution freigelassen – mit der Auflage, die Staaten nicht zu verlassen.

Grosse Erleichterung über die Nachricht aus den USA auch in Sarnen. Hier lebt Romy Frey, die zum engen Freundeskreis von Renate Janka gehörte. Zu BLICK sagte sie gestern: «Die Gerechtigkeit hat gesiegt! Endlich haben die Gerichte in den USA den schrecklichen Justizirrtum beendet.» Selbst die US-Staatsanwaltschaft gestand: «Das ist ein schwarzer Tag für das Strafjustizsystem von Arizona.» Das Fehlurteil könnte die Behörde teuer zu stehen kommen. Milkes Verteidiger haben eine Schadenersatzklage eingereicht.

Laut Romy Frey will Debra Milke so schnell wie möglich nach Europa zurückkehren. Auf dem Friedhof in Emmetten will sie von ihrer Mutter Abschied nehmen – und ihr in Gedanken für die Liebe und den unermüdlichen Kampf danken.

Debra Milke war beschuldigt worden, zwei Männer zum Mord an ihrem Sohn Christopher angestiftet zu haben. Das Todesurteil stützte sich damals vor allem auf die Aussage des leitenden Ermittlers Armando Saldate. Er behauptete, Milke habe ihre Beteiligung am Verbrechen gestanden. Diese hatte jedoch stets ihre Unschuld beteuert. Die Geschworenen erfuhren damals nicht, dass Saldate bereits wegen Falschaus­sage unter Eid negativ aufgefallen war.

Nach ihrer Freilassung gegen Kaution 2013 wurde Milke erneut angeklagt. Saldate aber traute sich nicht mehr, als Zeuge auszusagen. Die Anklage wurde jetzt aufgehoben, weil laut amerikanischem Recht niemand für das gleiche Verbrechen zweimal vor Gericht gestellt werden kann. Nicht zu Ende ist das Verfahren gegen die beiden Mörder von Debra Milkes Sohn: Die Männer warten in der Todeszelle auf die Hinrichtung.

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