Mysteriöse Erkrankung bei Kindern
Weltweit mindestens 228 mysteriöse Hepatitis-Fälle gemeldet

Die mysteriösen Hepatitis-Erkrankungen bei Kindern nehmen weltweit weiter zu.
Publiziert: 09.06.2022 um 14:03 Uhr
Hepatitis-B-Viren (rot) in einer Elektronenmikroskop-Aufnahme. (Archivbild)
Foto: Erskine Palmer

Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seien bis zum 1. Mai insgesamt mindestens 228 solcher Fälle in 20 Ländern gemeldet worden, sagte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic am Dienstag in Genf. Nach drei Todesfällen in Indonesien stieg die weltweite Zahl der Toten durch die Hepatitis-Fälle bei Kindern mit ungeklärter Ursache auf vier.

Vor allem Kinder unter zehn Jahren betroffen

Es gebe «mindestens 228 wahrscheinliche Fälle» in der Welt, sagte WHO-Sprecher Jasarevic. Mehr als 50 weitere Verdachtsfälle würden noch geprüft. Die Hepatitis-Fälle wurden demnach aus vier der sechs Regionen gemeldet, in die die WHO die Erde einteilt.

Die meisten Hepatitis-Fälle bei Kindern, bei denen die Erreger von Hepatitis A, B, C, D und E als Ursache ausgeschlossen wurden, traten laut WHO in Europa auf. Die ersten Fälle waren in Grossbritannien beobachtet worden, weitere gab es in anderen europäischen Ländern wie Deutschland, aber auch in Israel und Japan.

Die Hepatitis-Erkrankungen traten bei Kindern im Alter von einem Monat bis 16 Jahren auf. Betroffen waren vor allem Kinder unter zehn Jahren, am häufigsten erkrankten Kinder unter fünf Jahren. Mehreren Kindern musste eine neue Leber transplantiert werden.

Anzahl bekannter Todesfälle steigt auf vier

Die grosse Mehrheit der betroffenen Kinder war vor der Erkrankung gesund. Zu den ersten Symptomen zählten Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und Gelbsucht.

Bislang war weltweit ein Todesopfer durch die mysteriösen Leberentzündungen bekannt. Am Dienstag meldete das indonesische Gesundheitsministerium aber drei weitere Todesfälle. Die drei Kinder im Alter von zwei, acht und elf Jahren seien im April in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Jakarta gestorben.

Zusammenhang mit Corona-Impfungen augeschlossen

Zuvor hätten die Kinder unter Fieber, Gelbsucht, Krämpfen und Bewusstlosigkeit gelitten, sagte Ministeriumssprecherin Siti Nadia Tarmizi der Nachrichtenagentur AFP. Zur Klärung der Ursache werde derzeit auf zahlreiche Viren getestet. Das Gesundheitsministerium forderte Eltern auf, ihre Kinder bei Hepatitis-Symptomen sofort ins Krankenhaus zu bringen.

Hepatitis ist eine Entzündung der Leber, die bei gesunden Kindern nur selten auftritt. Experten schliessen einen Zusammenhang der jüngsten Fälle mit Corona-Impfungen aus, da viele betroffene Kinder nicht geimpft waren. Es gibt auch keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem Schmerzmittel Paracetamol, das bei einer Überdosierung zu Leberversagen führen kann.

Zusammenhang mit Adenoviren wird geprüft

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC prüft als «Arbeitshypothese» einen möglichen Zusammenhang mit Adenoviren - weit verbreiteten Viren, die normalerweise nur leichte Erkrankungen auslösen. Es gibt mehr als 50 Typen dieser Viren, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Die meisten dieser Erreger verursachen Erkältungen, manche lösen aber andere Beschwerden aus.

Am Freitag erklärte die US-Gesundheitsbehörde CDC zu Fällen im Bundesstaat Alabama, sie gehe derzeit davon aus, dass das Adenovirus 41 «die Ursache für die gemeldeten Fälle sein könnte». Aber auch andere Ursachen wie Umweltfaktoren würden noch untersucht. Das Adenovirus 41 ist als Erreger von Magen-Darm-Entzündungen bei Kindern bekannt.

(AFP)

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