Myanmar
Helfer beklagen Schicksal der Rohingya-Kinder in Flüchtlingscamps

Berlin – Ein Jahr nach Beginn der massenhaften Vertreibung von Rohingya-Muslimen aus Myanmar haben Helfer auf die verzweifelte Lage vieler Flüchtlingskinder hingewiesen. Tausende Kinder haben keine Eltern mehr. Sie leiden Hunger und werden missbraucht.
Publiziert: 22.08.2018 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:41 Uhr
Rohingya-Kinder in einer Schule nahe dem Flüchtlingslager Cox's Bazar in Bangladesch.
Foto: Keystone/AP/MANISH SWARUP

Allein im Flüchtlingslager Cox's Bazar in Bangladesch lebten mehr als 6000 unbegleitete Kinder, von denen die Hälfte wegen der Gewalt die Eltern verloren haben, teilte die Hilfsorganisation Save the Children am Mittwoch mit. Sie seien «mit akuter Nahrungsmittelknappheit konfrontiert und einem erhöhten Risiko von Ausbeutung und Misshandlung ausgesetzt».

Die Hilfsorganisation stützt ihre Angaben auf eine Befragung von Kindern im Lager. Ursprünglich seien die Helfer davon ausgegangen, dass die zahlreichen unbegleiteten Kinder im Chaos der Flucht von ihren Eltern getrennt worden seien. Die Hälfte der befragten Kinder habe aber angegeben, dass ihre Eltern getötet worden seien.

Es sei nun klar geworden, dass es «für viele der Kinder keine Vereinigung mit ihrer Familie geben wird», erklärte der Landesdirektor von Save the Children für Bangladesch, Mark Pierce. Diese Kinder müssten sich in den Lagern eine vollständig neue Existenz aufbauen: «Ohne Mutter oder Vater, und das in einer Umgebung, in der sie Risiken wie Menschenhandel, Kinderheirat und anderen Formen der Ausbeutung ausgesetzt sind.»

Susanna Krüger, Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland, kritisierte die internationale Gemeinschaft: «Die Welt hat dabei versagt, die Täter dieser barbarischen Angriffe, darunter auch die Armee in Myanmar, zur Rechenschaft zu ziehen.» Nötig sei eine langfristige Lösung des Problems, die den Rohingya-Flüchtlingen eine sichere, würdevolle und freiwillige Rückkehr erlaube.

Im mehrheitlich buddhistischen Myanmar wird die Minderheit der muslimischen Rohingya seit Jahrzehnten unterdrückt. Die Lage war eskaliert, als Rohingya-Rebellen bei Angriffen rund ein Dutzend Sicherheitskräfte töteten.

Das Militär reagierte mit umfassender Gegengewalt und zerstörte zahlreiche Rohingya-Dörfer und trieb Hunderttausende Menschen in die Flucht. Rund 700'000 Rohingya haben im Nachbarland Bangladesch Zuflucht gefunden.

Die Uno stufte das Vorgehen gegen die Rohingya als «ethnische Säuberung» ein. Im März sprach die Uno-Sonderberichterstatterin für Myanmar, Yanghee Lee, von einem «Völkermord». Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wurden allein im ersten Monat der Gewalt 6700 Rohingya getötet.

Angesichts der Gewalt gegen die muslimischen Minderheit geriet die Regierung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in Myanmar zunehmend in die Kritik. Im Juli kam der Uno-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, zum Schluss, dass die Regierung die Menschenrechte der Rohingya weiter mit Füssen trete.

Myanmar war Jahrzehnte lang eine Militärdiktatur, Suu Kyi wurde unter Hausarrest festgehalten. 2016 übernahm sie nach Wahlen die Regierung. Sie hat zwar keine Kontrolle über das weiterhin starke Militär, das die Rohingya drangsaliert. Sie habe sich aber auch nie für die muslimische Minderheit stark gemacht, kritisieren Menschenrechtler.

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