Rund 580'000 Rohingya sind laut UNO seit dem 25. August aus dem vorwiegend buddhistischen Myanmar in das Nachbarland Bangladesch geflohen. Die Angehörigen der muslimischen Minderheit werden in ihrer Heimat verfolgt und sind nach eigenen Angaben vor Mord und Totschlag geflohen. Myanmar bestreitet ethnische Säuberungen.
«Das ist keine isolierte Krise», sagte UNO-Nothilfekoordinator Mark Lowcock am Montag an der Konferenz. «Das ist die jüngste Runde in einem jahrzehntelangen Zyklus von Verfolgung, Gewalt und Vertreibung.»
Die UNO braucht für die Nothilfe in den kommenden sechs Monaten 434 Millionen Dollar. Mindestens 340 Millionen Dollar seien inzwischen zugesagt worden, sagte Lowcock. Das sind mehr als drei Viertel der Summe. Vor der Geberkonferenz war der Aufruf erst zu 30 Prozent gedeckt.
Bangladesch hat nach eigenen Angaben inzwischen fast eine Million Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar aufgenommen. Dies sei ein unhaltbarer Zustand, sagte der Vertreter von Bangladesch bei der UNO in Genf, Shameem Ahsan.
Der UNO-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi sagte, die Ursachen der Flucht müssten beseitigt werden. So sollte den Rohingya die Staatsbürgerschaft nicht mehr verweigert werden.
Noch immer kämen jeden Tag Tausende Menschen über die Grenze, sagte Ahsan. Zwar versuche sein Land im Gespräch mit Myanmar, eine langfristige Lösung zu finden. Allerdings bestehe die Regierung des Nachbarlandes darauf, die Rohingya als illegale Einwanderer aus Bangladesch zu bezeichnen.
Die «eklatante Leugnung der ethnischen Identität der Rohingya» durch Myanmar sei ein Hindernis bei den bilateralen Gesprächen zur Lösung der Krise, sagte der Vertreter von Bangladesch weiter. Myanmar müsse die Rückkehr der Rohingya zulassen.
Die Europäische Union, die die Konferenz zusammen mit Kuwait organisierte, sagte weitere 30 Millionen Euro Hilfe zu. «Die Rohingya verdienen eine Zukunft», erklärte der Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides, per Video. «Wir haben die moralische Pflicht, ihnen Hoffnung zu geben.» Die EU hatte bereits 21 Millionen Euro bereit gestellt.
Die Schweiz hat angesichts der humanitären Krise beschlossen, ihre Hilfe von vier auf acht Millionen Franken aufzustocken. Die Unterstützung umfasse finanzielle Beiträge sowie Hilfsgüter und Expertise, sagte Manuel Bessler, Delegierter für humanitäre Hilfe.
Gleichzeitig bekräftigte die Schweiz ihren Appell an die Regierung Myanmars, das Völkerrecht und die Menschenrechte einzuhalten. Sie fordert zudem, dass die Urheber der Gewalt gegen die Rohingya zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Glückskette hat bisher 2,3 Millionen Franken für die Rohingya-Nothilfe erhalten, wie die Stiftung mitteilte. Mit diesen Spenden wird die Glückskette Projekte ihrer Partnerhilfswerke in den Flüchtlingslagern in Bangladesch finanzieren, um die dringendsten Bedürfnisse in den Bereichen Nahrung, Unterkunft, Gesundheit, Bildung und Schutz zu decken.