Muttertier wollte Junges beschützen
Lama tötet Landwirt (†64) in Como

In einem Lama-Gehege in Montano Lucino (I), nur zwölf Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt, wird Anfang Juli die Leiche von Marco S.* (†64) gefunden. Ein Muttertier hat offenbar den Landwirt mit den Hinterläufen erschlagen.
Publiziert: 19.07.2021 um 13:00 Uhr
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Lamas können bis zu zwei Meter gross werden und zwei Zentner schwer. Es ist jedoch selten, dass sie Menschen angreifen. Im italienischen Grenzgebiet ist offenbar genau dies passiert.
Myrte Müller

Es ist reine Routine. Am Vormittag des 2. Julis begibt sich Marco S.* (†64) aus Cernobbio (I) wie üblich ins Lama-Gehege. Er will den Tieren Futter geben, löst Ballen und verteilt das Heu. Marco S. lebt alleine. Dass er an diesem Tag nicht heimkehrt, fällt niemandem auf. Erst am 3. Juli findet der Besitzer der Farm in Montano Lucino (I) den reglosen Körper seines Mitarbeiters inmitten der Herde.

Der Züchter ruft Notarzt und Carabinieri. Verzweifelt versuchen die Sanitäter, den Bauern wiederzubeleben. Vergebens. Marco S. ist tot – sehr wahrscheinlich schon seit einigen Stunden. Nach dem ersten Augenschein vermuten die Beamten, Marco S. sei an einem Herzinfarkt gestorben. Doch Bisse am Unterarm machen die Ermittler stutzig. Sie könnten dem Toten von den Lamas auch post mortem zugeführt worden sein, im Versuch, ihn an den Rand des Geheges zu ziehen. Soweit die erste Theorie.

Hämatome im Brustbereich

Die Leiche landet in der Rechtsmedizin. Dem Pathologen fallen sofort auch die Hämatome im Brustbereich auf. Die Obduktion ergibt: Marco S. ist nicht eines natürlichen Todes gestorben. Die Brustverletzungen stammen von einem heftigen Schlag. Oder einem Tritt. Der Fall des Todes des Landwirts liegt nun auf dem Tisch der Staatsanwaltschaft von Como (I). Sie geht von einem Arbeitsunfall aus.

Fühlte das Muttertier ihr Junges bedroht?

Sie untersucht, ob nicht ein Muttertier, das zum Zeitpunkt der Fütterung ihr Junges stillte, sich möglicherweise von Marco S. bedroht fühlte. Das Lama habe dann mit den Hinterläufen kraftvoll ausgeschlagen und den Mann im Gehege in der Brust getroffen. Der Schlag muss sehr wuchtig gewesen sein. Denn er hat möglicherweise einen Herzstillstand ausgelöst.

Warum das Muttertier derart aggressiv reagierte, muss nun geklärt werden. Die kamelartigen Tiere aus Südamerika sind längst zu Nutztieren geworden und gelten in der Regel als äusserst friedlich. Sie erreichen eine Körpergrösse von zwei Metern und werden bis zu zwei Zentner schwer.

*Name geändert


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