Mutter ermordet, Vater erhängt
Bögerl-Kinder schalten bittere Todesanzeige

Erst wird die Mutter entführt und ermordet. Ein Jahr später bringt sich der Vater um. Die Kinder Carina (28) und Christoph (25) machen die Schuldigen in der Todesanzeige aus.
Publiziert: 14.07.2011 um 14:51 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:14 Uhr
Erschütternd: Am 18. Mai 2010 appellierten Vater Thomas (†57), Tochter Carina (28) und Sohn Christoph (25) in der Sendung «Aktenzeichen XY» an den Entführer von Ehefrau und Mutter Bögerl: «Bitte, lassen Sie sie frei!»
Foto: Screenshot ZDF

Bankiersfrau Maria Bögerl war am 12. Mai 2010 im deutschen Heidenheim entführt worden. Nach einer geplatzten Lösegeldübergabe lag sie im Juni tot in einem Waldstück. Die Arbeit der Polizei wurde hinterfragt, denn die Leiche der Frau war nur zehn Kilometer vom Wohnort der Bögerls gefunden worden. Auch alle nachfolgenden Ermittlungen in dem Fall verliefen im Sande. Bis heute ist unklar, wer Maria Bögerl entführt und dann erstochen hat.

Ein Jahr später, am 12. Juli, fand die Haushälterin der Familie den Ehemann von Maria Bögerl, Thomas, tot im Fitnessraum des Einfamilienhauses. Der Bankier hat sich erhängt.

Bittere Worte in der Todesanzeige

Für die hinterbliebenen Kinder Carina und Christoph ist klar, wieso. In der heute in der «Heidenheimer Zeitung» geschalteten Todesanzeige schreiben sie: «Unser lieber Vater, Sohn, Bruder und Schwager hat den Verlust seiner geliebten Frau, die erfolglosen polizeilichen Ermittlungen, die unsäglichen Verleumdungen und den zuletzt daraus resultierenden Abschied aus seinem Beruf nicht mehr ertragen können.»

Tatsächlich hatten nach der Entführung und dem Tod von Maria Bögerl vor allem Lokalzeitungen allerlei Spekulationen und Gerüchte in die Welt gesetzt. Thomas und Maria Bögerl hätten eine schlechte Ehe geführt, Affären und sogar uneheliche Kinder gehabt. Oder es hiess, Thomas Bögerl habe Schulden gemacht, weil er sich verspekulierte.

Schliesslich wurde implizit auch die Frage aufgeworfen, ob Bögerl die Lösegeldübergabe bei der Entführung seiner Frau absichtlich habe platzen lassen. Immer wieder wurde so angetönt: Der Ehemann steckt hinter der Entführung seiner Frau.

Thomas Bögerl entzog sich all dem durch den Freitod. Zurück bleiben seine Kinder, die keinen Hehl daraus machen, dass ihr Vater mit den Verdächtigungen, den «unsäglichen Verleumdungen», nicht mehr leben konnte. Ebenso wenig habe er die Ungewissheit ertragen können, was mit seiner Frau geschehen sei. Die lasche Polizei, so wird in der Todesanzeige deutlich, trage eine Mitschuld am Tod des Vaters.

Beisetzung nicht neben der Ehefrau


Die Bitterkeit der Bögerl-Kinder ist nachvollziehbar. Die Polizei hatte ihren Fokus immer wieder auf Vater Thomas Bögerl gerichtet und war auch öffentlich auf die Gerüchte einer angeblichen Beteiligung Bögerls an der Ermordung seiner Frau eingegangen. Verdächtigungen, die sich bis heute aber nicht erhärten liessen.

Der Selbstmord von Thomas Bögerl ist ein weiterer trauriger Höhepunkt in dem tragischen, auch jetzt nicht abgeschlossenen Fall. Erst gestern hat die Polizei eine Razzia durchgeführt und sogar den Garten mit einem Metallsuchgerät kontrolliert.

Die Spekulationen um den Fall werden so schnell kein Ende finden. Dafür haben jetzt gerade die Bögerl-Kinder selbst gesorgt. Deutschen Medien zufolge haben Carina und Christoph beschlossen, ihren Vater nicht neben Mutter Maria beizusetzen. Er soll am Montag im rund hundert Kilometer entfernten Herrieden beigesetzt werden. (gux)

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