Nach Kritik entlassen und inhaftiert
Putin schickt kritischen General in den sicheren Tod

Der russische Generalmajor Iwan Popow, einst Kommandeur über 50'000 Soldaten, wurde nach Kritik an der Militärführung entlassen und inhaftiert. Nun kehrt er als Kommandeur eines «Suizid-Bataillons» an die Front zurück. Putin schickt seinen Kritiker in den sicheren Tod.
Publiziert: 00:51 Uhr
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Aktualisiert: 09:36 Uhr
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Generalmajor Iwan Popow war einer der wichtigsten Militärführer Russlands – bis er seine Vorgesetzten für die Kriegsstrategie in der Ukraine kritisierte.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Putin ordnet Ex-Ukraine-Kommandeur zur Führung einer Strafangriffseinheit an
  • Popow wurde wegen Kritik an Militärführung entlassen und später verhaftet
  • «Sturm-Z»-Einheiten erleiden hohe Verluste, oft nur 10 bis 500 Mann stark
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Kreml-Herrscher Wladimir Putin (72) hat angeordnet, dass ein in Ungnade gefallener ehemaliger Ukraine-Kommandeur eine «Sturm-Z»-Strafangriffseinheit an der Ukraine-Front führen soll – ein Schritt, der als Degradierung und sicheres Todesurteil gilt. Popow soll dort das «Sturm-Gladiator»-Bataillon anführen, wie das Institute for the Study of War (ISW) berichtet.

Als damaliger Kommandeur der 58. Kombinierten Armee (CAA) kommandierte Generalmajor Iwan Popow (50) rund 50'000 Soldaten. Seit Mai 2024 war er wegen Betrugsvorwürfen in Militärhaft. Nun unterschrieb Popow laut russischen Berichten einen Vertrag, um an die Front zurückzukehren – eine Defacto-Amnestie.

Die «Sturm-Z»-Einheiten sind berüchtigt für ihre hohen Verlustraten bei suizidalen Angriffen. Popows Zuweisung folgt seinem Appell an Putin im März 2025, in dem er seine Loyalität betonte und um Wiedereinsetzung bat. Dies, nachdem er 2023 wegen Illoyalität und Kritik an der Militärführung entlassen wurde.

Kritisierte Armeeführung

Popows Probleme begannen im Juli 2023, als er nach der Wagner-Rebellion seines Kommandos enthoben wurde. In einer geleakten Audionachricht hatte Popow den damaligen Verteidigungsminister Sergei Schoigu (69) kritisiert. Popow verabschiedete sich von seinen Soldaten mit einer Sprachnachricht, in der er der Armeeführung Inkompetenz, Verrat und verlustreiche Kriegsführung vorwarf.

Generalstabschef Waleri Gerassimow (69) verhöhnte den bei seinen Truppen geschätzten Kommandeur als «Panikmacher». Der Kreml verbannte ihn nach Syrien und verhaftete ihn später wegen angeblichen Diebstahls von Baumaterial im Wert von umgerechnet 1,1 Millionen Franken – Vorwürfe, die Popow als fabriziert bezeichnete.

Seine Rückkehr in einer Strafeinheit spiegelt den rücksichtslosen Umgang des Kremls mit Dissens wider, selbst bei einflussreichen Figuren. Die «Sturm-Z»-Einheiten, wie das von Popow geführte «Sturm-Gladiator»-Bataillon, bestehen aus minimal ausgebildeten Sträflingen.

Suizid-Mission

Popows neue Rolle ist ein starker Kontrast zu seinem früheren Kommando über bis zu 50'000 Mann. «Sturm-Z»-Einheiten umfassen oft nur 10 bis 500 Mann. Die Einheiten erleiden hohe Verluste bei Frontalangriffen, um ukrainische Stellungen zu überwältigen.

Der Kreml nutzt solche Einheiten, um entbehrliche Truppen zu opfern und reguläre Kräfte zu schonen, während er nach der Wagner-Meuterei die Kontrolle zentralisierte. Das 2022 gegründete und von Wagner- sowie tschetschenischen Kräften trainierte Bataillon wurde bis 2024 teilweise aufgelöst. 

Popows Wiedereinsetzung wird von Ultranationalisten gefeiert. Seine Bestrafung – die Zuweisung zur Strafeinheit – macht ihn zum Märtyrer. Popows Überleben ist laut russischen Militärbloggern unwahrscheinlich. Sein Schicksal zeigt, wie der Kreml mit Kritik umgeht. Indem Putin den Generalmajor in eine tödliche Mission schickt, balanciert der Kreml ultranationalistische Stimmungen aus, während er eine Bedrohung neutralisiert und seine Autorität behauptet.

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