Der grauenvolle Tod von Ursula Herrmann aus Bayern erschütterte im September 1981 auch die Schweiz. Die schrecklichen Details flimmerten damals in die Schweizer TV-Stuben. Es war der wichtigste Fall von «Aktenzeichen XY...ungelöst»-Fahnder Eduard Zimmermann (80).
Der mutmassliche Täter, Werner M. (58), wurde erst letztes Jahr gefasst. Er wohnte zum Zeitpunkt der Tat in der Nachbarschaft der Familie Herrmann. Seit gestern sitzt der ehemalige TV-Techniker auf der Anklagebank im Landgericht Augsburg.
Werner M. soll die Tat minutiös geplant haben, um ein Lösegeld von umgerechnet 1,5 Millionen Franken zu erpressen. Seine Frau Gabriele (62) ist wegen Beihilfe angeklagt.
Ursula Herrmann wurde am 15. September 1981 entführt, als sie mit ihrem Velo in den Abendstunden auf dem Heimweg vom Turnen war. Ihr Kidnapper steckte das Mädchen in eine nur 1,36 Meter hohe Holzkiste und vergrub diese im Waldboden. Weil Laub die beiden Lüftungsrohre verstopfte, erstickte Ursula qualvoll in ihrem Verlies.
Die Eltern von Ursula erhielten zwei Erpresserbriefe und mehrere Anrufe, als das Kind schon tot war. Dann aberbrach der Kontakt ab. 19 Tage nach der Tat schlug ein Suchhund der Polizei im Wald an. In 1,5 Meter Tiefe wurde Ursulas Leiche in der Kiste gefunden.
Werner M. geriet bereits 1981 ins Visier der Fahnder. Doch damals konnte ihm keine Tatbeteiligung nachgewiesen werden. Werner M. war hoch verschuldet. Er zog schliesslich aus Bayern weg. Im Mai 2008 wurde Werner M. an seinem neuen Wohnort in Schleswig-Holstein verhaftet.
Zum Verhängnis wurde ihm ein altes Tonbandgerät. Das hatte die Polizei bei Werner M. sichergestellt. Ursulas Kidnapper hatte bei seinen Anrufen jeweils die Erkennungsmelodie von Radio Bayern 3 vom Band gespielt. Und im Hintergrund sind spezielle Geräusche zu hören. Genau diese Geräusche verursacht das bei Werner M. beschlagnahmte Gerät.
Werner M. sagte beim Prozessauftakt gestern nur: «Ich habe mit der Tat nichts zu tun.» Für den Indizienprozess sind 52 Verhandlungstage angesetzt. 200 Zeugen sind geladen.