Mord an Boris Nemzow
Verdächtiger zieht Geständnis zurück

Die Hauptverdächtigen im Fall des ermordeten Putin-Kritikers Boris Nemzow sind möglicherweise in der Haft gefoltert worden. Hatte er noch vor wenigen Tagen angeblich gestanden, beteuert einer der Verhafteten nun im Gespräch mit Menschenrechtsaktivisten seine Unschuld.
Publiziert: 11.03.2015 um 14:07 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:29 Uhr
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Nach nur gut zwei Wochen war der Mordfall Nemzow für die russischen Ermittler schon fast gelöst. Einer der fünf Verdächtigen habe eine Geständnis abgelegt, wurde am vergangenen Wochenende bekanntgegeben.

Im Gespräch mit Menschenrechtsaktivisten hat Saur Dadajew, ein Tschetschene, sein Geständnis nun aber zurückgezogen. Andrej Babuschkin, Mitglied des Menschenrechtsrats des Kreml und der Kommission, die für die Überwachung der Menschenrechtslage in russischen Gefängnissen zuständig ist, und Menschenrechtsaktivistin und Journalistin Eva Merkaschewa besuchten ihn und zwei weitere Verdächtige im Gefängnis. Die russische Zeitung «Moskovsky Komsomolets» veröffentlichte Auszüge aus den Interviews.

Nach seiner Verhaftung in Inguschetien habe er gedacht, vor dem Gericht in Moskau «die Wahrheit» erzählen zu können. «Dass ich nicht schuldig bin», präzisiert er.

Schürfwunden an Handgelenken und Beinen

Ausserdem berichtet er und ein weiterer Verdächtiger von Folter. Die Menschenrechtler stützen diese Aussagen durch eigene Beobachtungen.

Beim ehemaligen tschetschenischen Polizisten Saur Dadajew seien zahlreiche Verletzung festgestellt worden, schreibt Babuschkin nach dem Gefängnisbesuch auf seinem Blog. Bei Dadajews Cousin Ansor Gubaschew seien Schürfwunden im Bereich der Nase, Handgelenke und Beine zu sehen gewesen. Diese habe er nach seiner Festnahme erlitten.

Wer steckt hinter dem Mord?

Nemzow ist der prominenteste Oppositionelle, der in der Amtszeit von Präsident Wladimir Putin getötet wurde. Ende Februar wurde er in Moskau unweit des Kreml auf offener Strasse erschossen.

Mitarbeiter und Anhänger Nemzows vermuten, dass der russische Sicherheitsapparat etwas mit der Tat zu tun haben könnte. Den Mord tschetschenischen Islamisten in die Schuhe zu schieben, sei nicht anderes, als ein Versuch, den Verdacht von Putin, seinem inneren Machtzirkel oder den Sicherheitskräften abzulenken.

Dadajew sagte nach Angaben Babuschkins, er sei am 5. März im Nordkaukasus entführt worden. Sein Freund und ehemaliger Kollege Rustam Jusupow sei bei der Festnahme zugegen gewesen und werde seitdem vermisst. Dadajew sei Jusupows Freilassung versprochen worden, wenn er den Mord an Nemzow zugebe.

Babuschkin forderte den Menschenrechtsrat auf, Putin über seine Erkenntnisse zu informieren. Die Strafverfolgungsbehörden müssten zudem die Foltervorwürfe untersuchen. (SDA/lha)

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