«1200 Euro werden den 122 Teilnehmenden jeweils monatlich und über einen Studienzeitraum von drei Jahren ausgezahlt», teilte die Initiative am Dienstag in Berlin mit. Finanziert werden die Zahlungen aus Spenden, das Projekt wird im Rahmen einer Langzeitstudie wissenschaftlich ausgewertet.
Über 2 Millionen Bewerbungen
Um die Teilnahme hatten sich mehr als zwei Millionen Menschen beworben. «Wir wollen in den kommenden drei Jahren empirisch erforschen, ob und wie die bedingungslose, regelmässige Auszahlung eines Geldbetrags, der mehr als das Existenzminimum deckt, bei Menschen überhaupt wirkt», erklärte Jürgen Schupp vom DIW Berlin, der das Projekt wissenschaftlich verantwortet.
Was ist am BGE wirklich dran?
Die gemeinsame Studie des DIW Berlin und des Vereins Mein Grundeinkommen will einen Beitrag zur Grundlagenforschung zum bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) leisten. «Die Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen ist von ideologischen Glaubenssätzen geprägt. Wir wollen wissen, was am BGE wirklich dran ist», erklärte der Initiator Michael Bohmeyer. Dabei gehe es auch darum, ob die Leistungsempfänger etwa ihre neuen Freiräume zugunsten der Gesellschaft nutzen.
Unterstützt wird die Studie auch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, der Universität zu Köln und der Technischen Hochschule Köln durch psychologische, verhaltensökonomische und qualitative Forschung.
«Das Grundeinkommen ist eine Investition in die gesamte Gesellschaft»
Um statistisch aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, wird eine eingegrenzte, relativ homogene Gruppe untersucht. Die Studienergebnisse sollen verallgemeinerungsfähig für die Gruppe der 21- bis 40-Jährigen mit mittleren Einkommen in Ein-Personen-Haushalten in Deutschland sein.
«In dieser Altersgruppe werden wesentliche Lebensentscheidungen getroffen. Uns interessiert, ob und wie sich ein bedingungsloses Grundeinkommen auf diese Lebensentscheidungen auswirkt», erklärte dazu Bohmeyer. «Da das von uns getestete Grundeinkommen individuell ausgezahlt wird, derzeitige Transfereinkommen aber pro Haushalt (Bedarfsgemeinschaft) berechnet werden, lassen sich Haushalte mit unterschiedlicher Personenanzahl nur eingeschränkt miteinander vergleichen», begründete Schupp die Konzentration auf Ein-Personen-Haushalte.
Bohmeyer wies auch darauf hin, dass sich bisherige Untersuchungen zum bedingungslosen Grundeinkommen weitgehend auf sozial Schwache beschränkt hätten. «Da das Grundeinkommen aber keine Nothilfe, sondern eine universelle Investition in die Entwicklung der gesamten Gesellschaft» sein solle, werde nun dessen Wirkung in der Mittelschicht erforscht. Falls die erste Studie zeigt, dass das Grundeinkommen deutliche Effekte hat, sollen im Rahmen des Pilotprojekts weitere Studien folgen, auch zur Finanzierbarkeit bei einer grösseren Gruppe von Zahlungsberechtigten.
(AFP)