«Er war ein sehr unzufriedener, wütender Mensch, der immer glaubte, dass jeder es auf ihn abgesehen hat», sagt Ex-Chef Jeff Marks über den TV-Killer (†41). Weil er «sich mit allen Kollegen angelegt hatte und niemand mehr mit ihm arbeiten konnte», wurde Vester Lee Flanagan im Februar 2013 nach weniger als einem Jahr beim Fernsehsender WDBJ gefeuert.
Die Kündigung nahm er nicht gut auf. «Wir mussten die Polizei rufen, um ihn aus dem Gebäude zu bringen.»
Zwei Jahre brodelte der Hass in dem Mann, der sich als Reporter Bryce Williams nannte, ehe er sich in einem Blutbad entlud. Der 41-Jährige erschoss seine Ex-Kollegin Alison Parker und deren Kameramann Andre Ward vor laufender Kamera. Zeugen sprachen von 15 Schüssen.
Er machte sich auf Facebook zum Star
Flanagan stammt aus San Francisco, war Mitglied der Zeugen Jehovas und betrieb Bodybuilding. Er liebte es laut seinen Ex-Kollegen, stets im Mittelpunkt zu stehen. Auf Facebook machte er sich zum Star. Er postete Fotos aus seiner frühen Model- und Schauspielkarriere.
Misserfolge schrieb er nie sich selbst zu, sondern stets dem Neid und dem Rassismus der anderen. So auch seinen Opfern. Über die blonde Reporterin Alison Parker (†24) schrieb er auf Twitter, sie habe rassistische Bemerkungen über ihn gemacht. «Ich habe eine offizielle Beschwerde beim staatlichen Aufsichtsrat gegen Diskriminierung gestellt. Und trotzdem wurde sie danach fest angestellt???»
Auch mit seinem zweiten Opfer Ward hatte Flanagan nach seiner Meinung noch eine Rechnung offen: «Adam hat sich bei der Personalabteilung über mich beschwert, nachdem er nur ein einziges Mal mit mir zusammengearbeitet hat.»
Streit mit ehemaligen Arbeitgebern
Schon in der Vergangenheit hatte sich Flanagan immer wieder mit Arbeitskollegen angelegt. Vor 15 Jahren verklagte er den örtlichen NBC-Sender WTWC in Tallahassee (Florida) auf Diskriminierung und unrechtsmässige Entlassung. Seine Behauptung: Produzenten und ein direkter Vorgesetzter hätten ihn und einen anderen schwarzen Mitarbeiter als «Affen» bezeichnet und gesagt, Schwarze seien faul. Als er sich bei den NBC-Bossen beschwert habe, sei er entlassen worden.
Seine Ex-Kollegin Heather Myers, die damals bei WTWC als Moderatorin gearbeitet hatte, twitterte eine ganz andere Version der Ereignisse: «Flanagan wurde wegen seines völlig bizarren Verhaltens gefeuert – und weil er Mitarbeiter bedroht hatte.» Auch ein Grund, warum seine Klage nicht den erhofften Effekt hatte und sich Flanagan mit dem Sender aussergerichtlich einigte.
Flanagan arbeitete danach noch bei weiteren Sendern in den Südstaaten, darunter bei WNCT in Greenville (North Carolina) und bei WTOC in Savannah (Georgia) – doch nirgends sehr lange. Immer wieder hatte der aufbrausende Reporter Probleme mit Kollegen. (thc/mad)