Mitten im ewigen Winter
So ist es wirklich, in der Antarktis zu leben

Nur wenige Menschen leben in der Antarktis. Die Bedingungen im ewigen Eis sind alles andere als einladend.
Publiziert: 24.05.2024 um 10:08 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2024 um 10:09 Uhr
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Nur wenige Menschen halten sich am Südpol auf.
Foto: AFP
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Johannes HilligRedaktor News

«Die Insel ist so gross wie ein Fussballfeld, also winzig. Man wohnt in einer Hütte, die im Grunde nur zwei Zimmer hat», sagt Laura Bullesbach zu CNN. Sie ist eine von wenigen Menschen, die in der Antarktis gelebt haben.

Bis März 2024 arbeitete sie am südlichsten Postamt der Welt in Port Lockroy. «Wir haben kein fliessendes Wasser, also keine Duschen und keine Toiletten mit Wasserspülung.» Ausserdem habe man so gut wie nie seine Ruhe. Allein sei man praktisch nie. Privatsphäre? Fehlanzeige!

Südpol nur für friedliche Zwecke nutzen

Viel Gepäck habe sie nicht mitgenommen. «Man hat drei Pullover, zwei Hosen, jede Menge Socken, und das reicht dann irgendwie.» Hinzu komme ein Karton voller persönlicher Dinge, darunter auch Hygieneartikel. 

Städte oder Dörfer am Südpol gibt es keine. Wer dort lebt, gehört zu einem Team von Wissenschaftlern oder Arbeitskräften, die für die Instandhaltung wichtig sind. 

Im Jahr 1959 unterzeichneten 12 Länder – darunter Chile, Japan, Australien und die USA – den Antarktisvertrag, in dem sie sich verpflichteten, den siebten Kontinent nur für friedliche Zwecke zu nutzen.

«Es ist die ganze Zeit geschäftig»

Auch Keri Nelson lebte für einige Zeit im ewigen Eis. Sie arbeitete als Hausmeisterin auf der McMurdo-Station, einem der drei US-Aussenposten. Inzwischen hat sie 16 Antarktis-Aufenthalte hinter sich.

In den Sommermonaten von Oktober bis März können bis zu 1000 Menschen in der McMurdo-Station arbeiten, von Wissenschaftlern über Zimmerleute bis hin zu Tellerwäschern. Viele Hilfskräfte haben mehrere Jobs.

Es sei immer viel los. «Es ist einfach nur geschäftig, geschäftig, geschäftig, die ganze Zeit», so Nelson. Etwas Luxus gibt es schon am Südpol. Unter anderem gibt es einen Raum, in dem man DVDs schauen kann. Oder auch einen Fitnessraum.

Die Bezahlung war gering

Nelson versuchte, das Beste mit ihrer Zeit zu machen. Und stellte einiges auf die Beine. Darunter sogar eine Modenschau samt Laufsteg – mitten am Südpol. Andere hätten Kurse angeboten, in denen man Yoga lernt oder auch Tanzen. 

Es war der grosse Traum von Nelson, einmal in der Antarktis zu arbeiten. Nachdem sie zunächst für eine Stelle als Tellerwäscherin abgelehnt worden war, betonte sie bei einer Bewerbung als Hausmeisterin ihre Ausbildung als Krankenschwester. Und schliesslich bekam sie den Job. Die Bezahlung war gering, aber das war Nelson egal. Sie wollte die Erfahrung machen, in der Antarktis zu leben.

Nelson sagt, dass die Antarktis ihr ein Gefühl des Friedens vermittelt, das sie nirgendwo anders gespürt habe.

Er kam mit einem russischen Eisbrecher

Aber um einen Job in der Antarktis zu bekommen, muss man nicht nur den richtigen Lebenslauf haben. Das Leben auf engstem Raum über lange Zeiträume erfordert eine bestimmte Art von Persönlichkeit, erklärt Chris Long. 

Er kam mit 19 Jahren an den Südpol. Damals arbeitete er noch in der Kombüse eines russischen Eisbrechers. Das Schiff nahm Kurs auf die Antarktis – und Long blieb. Er zu CNN: «Sie können ein hervorragender Ingenieur oder Wissenschaftler sein, aber wenn Sie nicht in einer kleinen Hütte oder einer kleinen Station mit drei anderen Menschen oder vielleicht auf einer Station mit 40 anderen Menschen für den Sommer leben können, dann sind Sie nicht geeignet für den Job.»

Bewohner sprechen vom Antarktis-Fieber

Es spiele keine Rolle, wie gut man in seinem Job sei. «Das Wichtigste ist, dass man sich in das Team einfügen kann. In so einem Umfeld will man sich keine Feinde machen.»

Wer einmal am Südpol gelebt habe, komme in der Regel immer wieder. Viele sprechen vom Antarktis-Fieber. Der Einstieg sei beim ersten Mal schwierig, aber da so wenige Menschen über Arbeitserfahrung in der Antarktis verfügen, ist es einfacher, nach mehreren Saisons wiederzukommen.

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