Mitnahme-Suizid von Todes-Pilot Andreas Lubitz
Aviatik-Experte warnt vor Nachahmungs-Tätern!

Nach dem Suizid des Germanwings-Piloten wird nun vor Nachahmungstätern gewarnt. Denn solch vermeintliche oder tatsächliche Kamikaze-Aktionen könnten Nachahmer finden.
Publiziert: 27.03.2015 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:53 Uhr
1/4
Trauer in Deutschland.
Foto: BLICK

Spezifische Schulungen gegen potenzielle Suizidgefahr gibt es bei Piloten nicht», sagt Aviatikexperte Tim van Beveren, der seit Jahrzehnten Unfälle der Zivilluftfahrt analysiert, «die Psyche wird jedenfalls nicht durchleuchtet, solange nicht Indizien einer Suizidgefahr sichtbar sind.» Es gab zwar bereits Suizide von Piloten, aber kaum im Flugzeug. «Auch ein Selbstmord im Cockpit eines Passagierflugzeugs ist zwar nicht gänzlich auszuschliessen, aber äusserst selten.» Das Problem bei solchen Fällen sei aber: Die Piloten seien tot, könnten nicht mehr befragt werden, geschweige denn sich gegen einen allfälligen ­Suizidvorwurf zur Wehr setzen.

Deshalb warnt van Beveren auch davor, einen Suizid von Co-Pilot Andreas Lubitz als einzig mögliche Absturzursache anzusehen. «Die momentane Faktenlage», sagt Tim van Beveren, «lässt einen solch eindeutigen Schluss einfach nicht zu.» Auch seien die Leichen der Piloten noch nicht gefunden und medizinisch-forensische Abklärungen noch nicht erfolgt.

«Entscheidend ist nun eine saubere Unfallanalyse der zuständigen Behörden», meint der Aviatikexperte. Dass der ermittelnde französische Staatsanwalt bereits in dieser frühen Phase der Untersuchung von einem bewusst eingeleiteten Sinkflug des Todes-Piloten sprach, sei vor diesem Hintergrund zumindest ungewöhnlich.

Und möglicherweise auch ein fatales Signal. Flugexperte Hans-Peter Graf schliesst nicht aus, dass solche vermeintliche oder tatsächliche Kamikaze-Aktionen Nachahmer finden könnten. «Wenn man von Leuten berichtet, die sich vor den Zug werfen, gibt es immer Nachahmer. Das könnte auch bei bewusst eingeleiteten Flugzeugabstürzen der Fall sein.»

Graf kennt sich mit Flugkatastrophen aus. Beim Swissair-Absturz von 1998 in Halifax vertrat er die Schweiz im Ermittlerteam. Auch mit einem Suizid-Piloten hatte er schon zu tun: «Ich habe einen Fall untersucht, bei dem der Pilot eine mit zwei Personen besetzte Kleinmaschine in Suizidabsicht abstürzen liess.»

Grundsätzlich gilt: Wenn sich ein Pilot unwohl fühlt, ist er verpflichtet, dies zu melden. Wie aber merkt die Airline, wenn ein Pilot bewusst einen Absturz vorbereitet? Müssen nun aus Sicherheitsgründen Piloten vor dem Abflug zum Psycho-Check? Germanwings will die Ausbildung der Piloten jedenfalls überdenken. Bei der Swiss wird ein Pilotenanwärter monatelang im psychologischen und medizinischen Bereich getestet. Nur wenn er besteht, kann er die zweijährige Ausbildung in Angriff nehmen. An deren Ende wird nicht nur über seine Leistung, sondern auch über seine Persönlichkeit geurteilt.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?