#StopToxicTwitter! Während Aktivisten kritische Botschaften aufs Twitter-Gebäude in San Francisco projizieren, geht im Innern das Chaos weiter.
Nach einem vom neuen Twitter-Eigentümer Elon Musk (51) verkündeten Ultimatum, sich zu extremem Arbeitseifer zu verpflichten oder gefeuert zu werden, hat sich der Mitarbeiter-Exodus bei dem Kurzmitteilungsdienst fortgesetzt.
«Ich bin vielleicht aussergewöhnlich, aber verdammt - ich bin ganz einfach nicht hardcore» schrieb die Twitter-Angestellte Andrea Horst am Donnerstag in Anspielung auf Musks Ankündigung, wonach das Unternehmen «extrem hardcore» sein müsse, um im Wettbewerb zu bestehen.
Das verlangt Musk
Die Mitarbeiter sollten sich auf «lange Arbeitstage mit hoher Intensität» einstellen, hatte Musk am Mittwoch in einem Memo an seine Angestellten geschrieben: «Nur aussergewöhnliche Leistung wird als ausreichend bewertet.»
Den Mitarbeitern setzte er eine Frist bis Donnerstagnachmittag (Ortszeit), online ein entsprechendes Arbeitsbekenntnis abzulegen. Wer das nicht tue, werde mit drei Monaten Gehalt als Abfindung gefeuert.
Blöderweise laufen auch kritische Mitarbeiter weg, wie das Portal «Platformer» berichtet. So habe etwa das Team gekündigt, das den neuen blauen Haken umsetzen sollte.
Vom Traumjob zur Kündigung
Ihr fehlten die Worte, um auszudrücken, wie dankbar sie dafür sei, dass sie bei Twitter den «Job meiner Träume» hatte, schrieb eine weitere scheidende leitende Angestellte, Deanna Hines-Glasgow, am Donnerstag. «Es war eine wilde Fahrt.» Die Kündigungen sollen scharenweise kommen.
Laut Zoe Schiffer von «Platformer» teilte das Twitter-Management den Mitarbeitern mit, dass die Büros am Donnerstag vorübergehend geschlossen und selbst mit einem elektronischen Türöffner nicht zugänglich seien. Der Grund: Angst vor Sabotage, wie berichtet wird. Langjährige Mitarbeiter fürchten gar ums Überleben des Social Networks.
Chaotische Übernahme
Musk hatte Twitter Ende Oktober für 44 Milliarden Dollar übernommen und umgehend die Chef-Etage gefeuert. Eine Woche später entliess er rund die Hälfte der 7500 Angestellten.
Der von Musk vorangetriebene Umbau des Kurzbotschaftendienstes verläuft äusserst chaotisch. Erst am Dienstag verschob der reichste Mensch der Welt das neue Abo-Modell mit dem blauen Verifizierungssymbol auf Ende November.
Er reagierte damit auf eine Flut von gefälschten Profilen auf Twitter. Mehrere grosse Konzerne haben wegen Bedenken über die Entwicklung von Twitter inzwischen ihre Werbung in dem Netzwerk ausgesetzt.
Das Chaos bei Twitter ist so schlimm, dass sich sogar die Konkurrenz Sorgen macht: «tbh we love twitter 😢» («Um ehrlich zu sein, wir lieben Twitter») schreibt Instagram. Leider hat die Meta-Plattform kurze Zeit später der Mut verlassen – der Tweet ist gelöscht. (AFP/bö)