Auf einen Blick
- Tesla-Chefs im Berliner Grünheide-Werk sollen kranke Mitarbeiter zu Hause kontrolliert haben
- Die Überraschungsbesuche stiessen auf aggressive Reaktionen, inklusive Polizeidrohungen
- Am meisten Personalausfälle soll es jeweils an Freitagen in der Spätschicht geben
Wenn man sich als Arbeitnehmer krankmeldet, rechnet man in der Regel nicht damit, dass plötzlich der Chef persönlich vor der Haustür steht und zu einem Kontrollgang ansetzt.
Doch genau das soll kürzlich Mitarbeitern des Tesla-Werks in Grünheide bei Berlin passiert sein. Beschäftigte der Fabrik hätten laut eines Berichts des «Handelsblatts», das sich auf eine Tonbandaufnahme einer Betriebsversammlung stützt, Besuch von Mitgliedern der Geschäftsleitung erhalten.
Der Grund für die Visite der Bosse: Die auffällig vielen Krankheitsabsenzen unter den Mitarbeitern. Das Thema wurde gemäss «Handelsblatt» auf der Versammlung von Werksleiter André Thierig und Personalchef Erik Demmler angesprochen. Bei ganzen 17 Prozent habe der Krankenstand in der Stammbelegschaft im August gelegen, im September sind es bisher 11 Prozent.
«Haben uns einfach mal 30 Mitarbeiter ausgesucht»
Man habe deshalb, so Demmler in der Tonbandaufnahme, begonnen, unangekündigte Hausbesuche bei krankgeschriebenen Mitarbeitern zu machen. Von einem Generalverdacht wollen Werksleiter und Personalchef allerdings nichts wissen. «Wir haben uns einfach mal 30 Mitarbeiter ausgesucht, die entsprechende Auffälligkeiten hatten, die sich ziemlich lange im Krankenstand befinden, aber auch viele Erstbescheide. Und was wir gefunden haben, war sehr, sehr gemischt», so Demmler.
Denn bei den Mitarbeitern seien diese spontanen Überraschungsbesuche alles andere als gut angekommen. Laut «Handelsblatt» wurden die beiden hohen Tiere mit den unterschiedlichsten Reaktionen konfrontiert. Während einige Werksarbeiter die Tür prompt wieder zugeschlagen hätten, sollen andere gar mit der Polizei gedroht haben, sagt der Personalchef. Ihm sei eine «latente Aggressivität» begegnet.
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Viele Absenzen am Freitag in der Spätschicht
Abgeschlossen sei die Sache damit aber noch lange nicht. Denn nebst den Besuchen hat die Werksleitung offenbar auch begonnen, sich genauer anzuschauen, zu welchen Zeitpunkten sich Angestellte besonders häufig krankmelden. Und siehe da: Am meisten Ausfälle soll es demnach an Freitagen in der Spätschicht geben. Laut Demmler wolle man nun anhand erfasster Auffälligkeiten mit bestimmten Mitarbeitern das Gespräch suchen.
Handlungsbedarf sieht laut dem Bericht auch die Betriebsvorsitzende des Grünheide-Werkes, Michaela Schmitz. Dass manche Mitarbeiter «auf Kosten von anderen Kolleginnen und Kollegen, gerade so freitags, montags, immer wieder regelmässig fehlen», halte sie für sehr unkollegial.