«Kann mich an jedes Detail erinnern»
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Mit 10 Jahren missbraucht:«Kann mich an jedes Detail erinnern»

Mit Stieftochter zeugte er acht Kinder
US-Fritzl (63) erhält lebenslänglich

19 Jahre lang wurde Rosalyn McGinnis von ihrem Stiefvater missbraucht. In dieser Zeit gebar sie acht Kinder. Diese Woche wurde ihr Peiniger verurteilt.
Publiziert: 12.06.2019 um 18:40 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2019 um 08:31 Uhr
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Henri Michelle Piette wurde diese Woche zu lebenslanger Haft verurteilt.
Foto: Screenshot KSHB

Als Rosalyn McGinnis zehnjährig war, wurde sie erstmals von ihrem Stiefvater, Henri Michelle Piette (63), sexuell missbraucht. Ein Jahr später wurden die beiden «verheiratet». Rosalyns Bruder war Zeremonienmeister, wie Rosalyn dem Fernsehsender «KSHB» erzählte.

Diese Woche fand der Prozess gegen Piette statt, kurz zuvor erzählte McGinnis aus ihrem Leben. Ihre Schilderungen erinnern stark an die Geschichte des Österreichers Josef Fritzl, der seine Tochter von 1984 bis 2008 in einer unterirdischen Wohnung gefangen hielt und mit ihr sieben Kinder zeugte. Rosalyns Leben ist eine Leidensgeschichte, die zwei Jahrzehnte andauern sollte, neun Schwangerschaften, acht Kinder, unzählige Gewaltexzesse und Demütigungen hervorbrachte und nur endete, weil ein mutiges Paar die richtigen Fragen stellte. 

Fötus Toilette runtergespült

Ihre Mutter habe von den Vergewaltigungen gewusst, sagte eine sichtlich mit den Tränen kämpfende Rosalyn. Deshalb seien sie nach einiger Zeit weggezogen. Doch Piette spürte das Mädchen auf und entführte sie 1997 vor ihrer Schule. Fortan musste sie mit ihrem Stiefvater durchs Land reisen. Weil rasch eine Fahndung eingeleitet wurde, musste sie  ihre Haare färben und erhielt einen neuen Namen, erzählte sie dem TV-Sender.

Mit 13 Jahren wurde Rosalyn erstmals schwanger. Sie erlitt eine Fehlgeburt und musste den Fötus die Toilette runterspülen. 

Immer wieder fuhren die beiden auf ihren «Reisen» auch in ihren Heimatstaat Oklahoma, wo Rosalyn gezwungen wurde, Briefe an verschiedene Personen zu versenden. «Damit die Behörden nicht begannen, mich in einem anderen Staat zu suchen», erklärte die heute 34-Jährige die kranken Ideen ihres Stiefvaters.

Alkohol, Drogen, Schwangerschaften

Mit 15 Jahren wurde Rosalyn erstmals Mutter. Im hinteren Teil eines Vans. Um Geld für die Kleinfamilie zu verdienen, zwang Piette sie, betteln zu gehen. Das Geld habe ihr Peiniger allerdings hauptsächlich für Alkohol und Drogen ausgegeben, erzählte Rosalyn.

Wenn er sich nicht am zudröhnen war, habe er sie zusammengeschlagen und dafür abwechselnd Sturmgewehr, Baseballschläger oder Bierflaschen benutzt. «Einmal nahm er eine Pfanne und wollte mir in den Bauch schlagen. Ich hielt meinen Arm davor und der wurde bis zum Knochen durchdrungen», beschrieb Rosalyn eine von vermutlich vielen solchen Szenen. Trotz des Leids, das sie aushalten musste, schöpfte nie jemand Verdacht,. Wenn sie auf ihren Reisen Leute kennenlernten, hätten sie stets erfolgreich die glückliche Familie vorgespielt, sagte Rosalyn. Die Tarnung überdauerte 19 Jahre.

In Mexiko nahm der Horror ein Ende

2016 dann endlich die Wende. Die Grossfamilie - mittlerweile acht Kinder - lernte in Mexiko ein verheiratetes Paar kennen. Dieses merkte rasch, dass etwas nicht stimmen konnte. «Da lebten acht Kinder in einem Raum, der nicht viel grösser war als ein begehbarer Wandschrank», sagte die Retterin dem TV-Sender KSHB. «Sie waren so dünn wie ein Laubsägenblatt und behaupteten, ihr Vater würde immer sagen, dass er sie nicht liebe.» Das Paar erfuhr in Gesprächen zudem, dass die Mutter 32-jährig und der älteste Sohn 17 war, rechneten etwas und merkten rasch, dass hier etwas ganz Schlimmes geschehen war oder nach wie vor geschah. Ihre Beobachtungen teilten sie Rosalyn mit. Diese tauchte kurze Zeit später beim Paar auf und erzählte alles.

Ab da ging es schnell: Rosalyn gelangte mit Hilfe von Behörden in die USA zurück. Piette flüchtete, wurde im September 2017 allerdings beim Grenzübertritt in die USA verhaftet. 20 Jahre, nachdem er Rosalyn entführte. Am Dienstag wurde er wegen Kidnapping und anderer Vergehen verurteilt und erhielt lebenslänglich.

Dem Sender Fox23 sagte Piette zu Rosalyns Geschichte: «Fast alles davon sind Lügen. Ich habe nie Kinder vergewaltigt. Ich habe Liebe mit meiner Ehefrau gemacht.»  (vof)

Anm. d. Red: In einer ersten Version schrieben wir Grossvater. Es handelt sich aber um den Stiefvater. BLICK entschuldigt sich für das Versehen.

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