«Mister Zickzack» in Griechen-Frage
Shitstorm für SPD-Gabriel

Als der deutsche Vizekanzler Sigmar Gabriel sich am Samstag gegen Mitternacht auf seiner Facebook-Seite mitteilt, über die Idee Wolfgang Schäubles eines «Grexit» auf Zeit im Bilde zu sein, gab es keinen Halten mehr.
Publiziert: 12.07.2015 um 15:33 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:48 Uhr
Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Kanzlerin Angela Merkel versuchen Griechenland von einem «Ja» zum Sparpaket zu überzeugen
Foto: KEYSTONE/AP/MARKUS SCHREIBER

Gabriel wurde vorgeworfen, er verrate SPD-Ideale, trete das grosse sozialdemokratische Europa-Erbe mit Füssen, um als harter Hund in der Griechenland-Krise zu punkten.

Gabriels Ansatz, der wie Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Schäuble - beide CDU - die Griechen zwar im Euro halten will, aber nicht um jeden Preis, kommt bei seiner Partei nicht gut an. «So ein Wischi-Waschi hätten weder Bebel noch Brandt noch Schumacher je von sich gegeben. Bezieh' einmal eine Position für mehr als drei Tage oder trete zurück», schreibt einer in Gabriels Kommentarleiste.

Bei den Sozialdemokraten ist in den vergangenen Monaten der Unmut über Gabriel angeschwollen. Seine zahlreichen Alleingänge haben die Parteigenossen verärgert: Von der Diskussion mit Pegida-Leuten über den Kurswechsel bei der Vorratsdatenspeicherung bis nun, zur harten Griechenland-Linie.

Ein Strategiepapier Gabriels, mit dem er die SPD stärker in die Mitte rücken will, wird von seinen Gegnern gleich zum Rechtsruck erklärt. Jetzt reiben sich selbst Spitzengenossen feixend die Hände, wenn an der Basis über «Mister Zickzack» gespottet wird. Gabriels Autorität ist angekratzt.

Bei Griechenland wird nun deutlich, dass die SPD Gefahr läuft, in alte Muster zu verfallen und den eigenen Vorsitzenden anzuschiessen. Bei jedem scharfen Ton Gabriels in Richtung Athen schreien die Parteilinken auf.

Dabei hat Gabriel in der Sache gute Argumente auf seiner Seite. Würden die Euro-Partner Athen ohne Gegenleistung neue Milliarden überweisen, könnte dies die Glaubwürdigkeit der Währungsgemeinschaft zerstören.

Auch will er mit seiner strikten Haltung verhindern, dass allein die Union vom Athen-Frust unter den Wählern profitiert. Dass Gabriel als Vize-Kanzler über Schäubles «Grexit»-Pläne vorab informiert war, ist eine Selbstverständlichkeit.

In der SPD sind sie nun sauer auf Schäuble, der Gabriel mit dem «Grexit»-Vorstoss plump habe in Mithaftung nehmen wollen. So habe Gabriel das Papier zwar gekannt, zugestimmt habe er aber keineswegs, versucht sein Umfeld, den Unmut zu dämpfen. Der Ärger über Schäuble könnte Gabriel helfen, die SPD-Reihen wieder stärker zu schliessen.

Jemand aus der Parteispitze erinnert den eigenen Laden am Sonntag daran, dass der wahre politische Gegner doch nicht Sigmar Gabriel heisse - sondern Angela Merkel. 2017 sind in Deutschland Wahlen. (SDA)

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