Als Assistentin des damaligen Agenten des TV-Stars sei sei «völlig eingeschüchtert» gewesen und hätte sich nicht getraut zu gehen. Johnson beschrieb Cosby am Montag als Manipulierer, der seinen Status als Star geschickt benutzt habe, um seine Opfer gefügig zu machen und zum Schweigen zu bringen.
Sie habe es «mit dem damals grössten Prominenten der Welt» zu tun gehabt, sagte sie. «Ich hatte Angst, grosse Angst.» Tatsächlich habe Cosby später ihre Entlassung wegen beruflichen Fehlverhaltens durchgesetzt.
Johnsons Aussagen ähneln den Vorwürfen der Anklage in dem Strafprozess. Da der Vorfall bereits verjährt ist, ist er aber nicht Teil der Anklage.
In dem Strafprozess geht es um einen einzigen Vorfall aus dem Jahr 2004, bei dem der heute 79-jährige Schauspieler eine Universitätsmitarbeiterin mit Tabletten betäubt und sich anschliessend an ihr vergangen haben soll. Das inzwischen 44-jährige Opfer Andrea Costand wollte im Verlauf des Prozesses selbst dazu Stellung nehmen.
Cosbys Hauptverteidiger Brian McMonagle äusserte Zweifel an der Aussage der ersten Zeugin. Er wies darauf hin, dass sich ihre Version im Laufe der Jahre gewandelt habe. So habe sie 1996 angegeben, der Vorfall habe sich bereits 1990 zugetragen, sagte McMonagle.
Der Anwalt zitierte ausführlich aus Johnsons damaliger Aussage im Rahmen eines Verfahrens gegen ihren Arbeitgeber. Dabei wies er auf Widersprüche zu den Angaben hin, die sie während einer Pressekonferenz im Jahr 2015 machte. Johnson sagte, sie könne sich an ihre früheren Aussagen nicht mehr erinnern.
Cosby wohnte dem Prozess bei. Er hörte schweigend zu, wie ihn die Anklage in ihrem Eröffnungsplädoyer beschuldigte, seine Macht und seine Berühmtheit missbraucht zu haben, um das Vertrauen Andrea Costands auszunutzen, die ihn als Freund und Mentoren betrachtet habe. Der 79-Jährige will selbst nicht aussagen.
Cosby wird von rund 60 Frauen beschuldigt, sich in früheren Jahrzehnten an ihnen vergangen zu haben. Da die meisten Anschuldigungen aber verjährt sind, ist der Strafprozess in Norristown der einzige, der den Schauspieler ins Gefängnis bringen könnte.
Ihm wird in drei Anklagepunkten schwerer unsittlicher Angriff vorgeworfen. Für jeden Anklagepunkt droht ihm eine Haftstrafe von maximal zehn Jahren und eine Geldstrafe von 25'000 Dollar.
Die Verteidigung mahnte in ihrem Eröffnungsplädoyer die zwölfköpfige Jury, sich nicht von der Berühmtheit des Angeklagten beeinflussen zu lassen. Die «falsche Beschuldigung» des sexuellen Missbrauchs sei ein «Angriff auf die menschliche Würde» und könne «einen Menschen vernichten», sagte McMonagle.
Er bekräftigte Cosbys Darstellung, der Sex mit Constand sei einvernehmlich gewesen und wies daraufhin, dass die Kanadierin den Star nach dem Vorfall noch 53 Mal angerufen habe.
Nur wenige Grössen der US-Entertainmentbranche sind im öffentlichen Ansehen derart tief abgestürzt wie Bill Cosby. Jahrzehntelang wurde der Afroamerikaner als «Amerikas Dad» verehrt.
In der Rolle als liebenswürdiger Arzt und gutmütiger Familienvater in seiner «Cosby Show» war er einer der beliebtesten TV-Stars des Landes. Inzwischen haben sich auch die meisten Kollegen aus dem Show-Business von ihm abgewandt.