Zwei Züge krachten frontal ineinander, von einigen Waggons ist kaum mehr etwas zu erkennen. Bei dem Unfall nördlich der süditalienischen Stadt Bari sind laut neuesten Angaben 27 Menschen ums Leben gekommen und 50 wurden verletzt. Einige der Verletzten schweben in Lebensgefahr.
Informationen über Schweizer Opfer liegen bisher nicht vor, wie das Aussendepartement EDA mitteilte. Abklärungen seien im Gang.
Kleinkind geborgen
Verletzt wurden vor allem Passagiere, die in den ersten beiden Waggons der Züge sassen. Aus den Trümmern wurde auch ein Kleinkind geborgen, das noch am Leben war und mit einem Helikopter ins Spital gebracht wurde.
Auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte Massimo Mazzilli, der Bürgermeister von Corato, Bilder der Unfallstelle. Dazu schrieb er: «Es ist eine Katastrophe, als ob ein Flugzeug abgestürzt wäre.»
Wie «10 vor 10» berichtet stammt einer der Züge vom Thurgauer Hersteller Stadler Rail Die Regionalzüge mit jeweils vier Waggons waren am Vormittag nördlich der süditalienischen Stadt Bari auf einer eingleisigen Strecke zwischen Corato und Andria zusammengestossen. Auf Bildern war zu sehen, wie die beiden Züge auf offener Strecke vollkommen verkeilt und einige Waggons total zerstört sind.
Medien berichteten, dass zahlreiche Menschen lange in den Trümmern gefangen waren. Der Unfallort zwischen Bäumen und am Rande eines Ackers sei nicht leicht zu erreichen.
Dutzende Rettungsfahrzeuge, Krankenwagen, Polizisten und Feuerwehrleute waren im Einsatz. Die Bevölkerung wurde zum Blutspenden aufgerufen. Offenbar kamen der Aufforderung zahlreiche Menschen nach, wie im Internet verbreitete Fotos aus einem Blutspendezentrum zeigen.
Ärzte und Krankenschwestern, die frei hatten, wurden zu Hilfe gerufen.
Pendler und Studenten an Bord
An Bord der beiden Züge befanden sich mehrheitlich Pendler und Universitätsstudenten. Sie werden von dem privaten Unternehmen Ferrotramviaria betrieben.
Wie es zum Unglück kommen konnte, ist noch unklar. Menschliches Versagen kann bislang nicht ausgeschlossen werden.
Veraltete Sicherheitsvorkehrungen
Wie die Nachrichtenseite «repubblica.it» schreibt, gibt es auf der betroffenen eingleisigen Strecke kein automatisches Warnsystem. Stattdessen werden die Lokführer telefonisch von den Stationschefs über entgegenkommende Züge informiert. «Es könnte daher sein, dass eine der beiden Stationen einen der beiden Züge nicht zurückgehalten hat oder einer der beiden Züge die Meldung nicht erhalten oder nicht respektiert hat», heisst es auf der Nachichtenseite. Die Ermittlungen, ob es sich um einen technischen Defekt oder menschliches Versagen laufen noch. Die Staatsanwaltschaft in der Stadt Trani ermittelt wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung gegen unbekannt.
Der italienische Regierungschef Matteo Renzi sprach den Opfern und deren Familien sein Mitgefühl aus: «Tränen und Trauer für die Opfer und deren Familien – aber auch Ärger. Wir fordern Klarheit, was in Apulien heute Morgen passiert ist.» Er kündigte einen Besuch am Unglücksort an und verlangte eine schnelle Aufklärung, wer an dem Unglück Schuld sei. (SDA/jvd/noo)