Mindestens 250 Tote nach Erdbeben
Die Schweiz schickt Hilfe ins Krisengebiet nach Mexiko

Das verheerende Erdbeben in Mexiko forderte bereits 250 Tote. Viele Opfer starben unter den Trümmern von eingestürzten Gebäuden. Jetzt helfen Schweizer Ingenieure vor Ort.
Publiziert: 21.09.2017 um 16:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:37 Uhr
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Rettungskräfte in Mexiko durchsuchen die Trümmer immer noch nach Überlebenden.
Foto: Reuters

Nach dem schweren Erdbeben in Mexiko können viele Opfer nur noch tot geborgen werden. Inzwischen ist die Zahl der Todesopfer auf 250 gestiegen, wie der mexikanische TV-Sender Televisa am Donnerstag unter Berufung auf die Behörden mitteilte.

Nun schickt auch die Schweiz einen Hilfstrupp nach Mexiko. Eine Gruppe von Ingenieuren reist auf Anfrage der mexikanischen Regierung ins Krisengebiet. Sie sollen Gebäude in den betroffenen Städten untersuchen, um ihr Einsturzrisiko einzuschätzen. Das Ziel ist es, bei zukünftigen Erdbeben die Einsturzgefahr zu vermindern.

In den Städten war die Zerstörung besonders verheerend: 115 Menschen starben allein in Mexiko-Stadt. Hier stürzten knapp 50, teils sehr hohe Gebäude ein und begruben Menschen unter sich. In der Hauptstadt beteiligen sich Zehntausende Freiwillige am Abtragen der Schuttberge und versorgen obdachlos gewordene Menschen mit Wasser und Essen.

Schülerin kämpft ums Überleben

Die Schule Enrique Rébsamen im Süden von Mexiko-Stadt ist zu einem Symbol für die Katastrophe geworden, die das schwere Erdbeben vom Dienstag in der Millionenmetropole ausgelöst hat. Mehr als 21 Schüler starben in den Trümmern. Dennoch arbeiten die Helfer über anderthalb Tage nach dem Beben fieberhaft weiter, um unter anderem ein dort vermutetes 12-jähriges Mädchen noch lebend zu bergen. Mittlerweile konnten die Rettungskräfte mit ihr Kontakt aufnehmen.

Die Chancen auf Überlebende sinken jedoch mit jeder Stunde. Nach Einschätzung der Hilfsorganisation I.S.A.R. in Duisburg, die auf die Rettung von Verschütteten – gerade auch von Erdbebenopfern – spezialisiert ist, besteht für die Opfer etwa drei Tage lang eine Überlebenschance.

«Wie lange die Verschütteten überleben ist abhängig von der Witterung und von der Trümmerstruktur, von den Hohlräumen, in denen sich die noch Lebenden befinden», sagte die Leiterin der Hilfsorganisation, Daniela Lesmann, der Nachrichtenagentur dpa. «Ohne zu essen kann man einige Tage überleben. Ohne Wasser wird es nach 72 Stunden, je nach Witterung, sehr schwierig.»

Stille, um Klopfgeräusche zu hören

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto sprach seinen Landsleuten grossen Dank für ihre «Tapferkeit und Solidarität» aus und lobte das gemeinsame Anpacken. Überall in den betroffenen Städten und Gemeinden bildeten sich Menschenketten, um die Schuttteile weiterzureichen und so die Trümmer wegzuschaffen. Mit erhobenen Händen wurde um Stille gebeten, um mögliche Klopfgeräusche zu hören.

Neben der grossen Hilfsbereitschaft der Mexikaner zeigte sich Peña Nieto auch überwältigt von der Anteilnahme aus dem Ausland. Aus allen Teilen der Welt habe Mexiko tausende Nachrichten erhalten. Aus zahlreichen Ländern wurden Helfer geschickt.

Schlagzeilen machte die Spendenbereitschaft der Schauspielerin Salma Hayek, bekannt durch die Filme «From Dusk Till Dawn» und «Frida». Die 51-Jährige kündigte an, für die Erdbebenopfer 100'000 US-Dollar (97'000 Franken) zu spenden und noch viel mehr Geld über eine Crowdfunding-Kampagne zu sammeln. Der mexikanische Formel-1-Rennfahrer Sergio Pérez hat eine Spende von umgerechnet rund 160'000 Franken zugesagt.

Taufkind in einstürzender Kirche erschlagen

Neben der Hauptstadt waren besonders die Bundesstaaten Morelos und Puebla betroffen. Im Bundesstaat Puebla stürzte in Atzala eine Kirche aus dem 17. Jahrhundert ein. Wie lokale Medien berichteten, begann um 13.00 Uhr eine Taufe, als um 13.14 Uhr die Erde zu beben begann und das Kirchendach einstürzte.

Auch das Mädchen, das getauft werden sollte, wurde von den Dachtrümmern erschlagen. Der Priester und ein Messdiener konnten noch flüchten. Elf Menschen wurden getötet.

Für 14 Millionen Schüler in Mexiko fällt vorerst der Unterricht aus, um die Schulgebäude auf mögliche Schäden zu untersuchen. Nachdem fast fünf Millionen Menschen über Stunden ohne Strom zubrachten, ist zumindest das Stromnetz in weiten Teilen des Landes inzwischen wieder hergestellt.

Die Katastrophe hatte sich genau am Jahrestag des verheerenden Erdbebens vom 19. September 1985 ereignet. Damals staben nach Schätzungen knapp 10'000 Menschen. Das aktuelle Beben hatte eine Stärke von 7,1, das Zentrum lag rund 130 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt bei Axochiapan. (SDA/hah)

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