Es geht um den Verdacht, Lagarde könne während ihrer Tätigkeit als Ministerin in Paris regelwidrig eine Entschädigungszahlung von rund 400 Millionen Euro an Bernard Tapie ermöglicht haben. Der Geschäftsmann hatte sich von der früheren Staatsbank Crédit Lyonnais beim Verkauf seiner Anteile am deutschen Sportartikelhersteller Adidas geprellt gesehen und deswegen geklagt.
Die Ermittler werfen der heute 60-jährigen Lagarde Nachlässigkeit im Umgang mit öffentlichen Geldern vor. Der IWF-Chefin drohen in dem Prozess theoretisch ein Jahr Haft und eine Geldstrafe von 15'000 Euro.
Bevor Lagarde Chefin des IWF wurde, hatte sie bereits in der internationalen Finanzdiplomatie Karriere gemacht. Von 1999 bis 2004 leitete Lagarde die US-Kanzlei Baker & McKenzie und machte sich als Anwältin einen Namen.
Die zweifache Mutter und frühere Profi-Synchronschwimmerin kam als Quereinsteigerin in die Politik. 2007 holte sie der französische Präsident Nicolas Sarkozy auf den Posten der Wirtschafts- und Finanzministerin, als erste Frau in dieser Funktion.
Die gelernte Juristin, Ökonomin und Amerikanistin mit der charakteristischen weissen Kurzhaarfrisur - 2010 vom Magazin «Time» zu einer der 100 einflussreichsten Menschen der Welt gekürt - hat aber nicht nur Bewunderer.
Der IWF wurde unter ihrer Leitung zunehmend zu einer Krisen-Feuerwehr nicht nur für Entwicklungsländer, sondern auch für viele unter der Staatsschuldenkrise ächzende Euroländer. Die harten Spar- und Haushaltsauflagen des IWF für überschuldete Staaten wie Griechenland trugen auch der disziplinierten Lagarde Kritik ein.
Sie gilt als gut vernetzte, geschickte Verhandlerin. An der Spitze des IWF ist sie die erste Frau und eine der zentralen Figuren in der Euro-Schuldenkrise. Der IWF gilt neben der Weltbank und der Welthandelsorganisation WTO als eine der mächtigsten Institutionen der Weltwirtschaft.