Ausnahmezustand in Texas
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Mega-Blackout und über 30 Tote:Ausnahmezustand in Texas

Millionen ohne Strom und Trinkwasser, Corona-Impfaktion gefährdet, mehr als 30 Tote
Die Katastrophe von Texas

Der zweitgrösste US-Bundesstaat kämpft gegen den verheerenden Wintersturm «Uri» – und gegen Fake News.
Publiziert: 20.02.2021 um 16:51 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2021 um 07:44 Uhr
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Texaner warten in der klirrenden Kälte, um Propangasbrenner nachzufüllen.
Foto: keystone-sda.ch
Fabienne Kinzelmann

Familien müssen Babyfläschchen auf Campingkochern wärmen, die Supermarktregale sind leer – und selbst von Ventilatoren hängen Eiszapfen. Ist das «The Day After Tomorrow»? So dystopisch wie der Katastrophenfilm von Roland Emmerich (65) wirken die Bilder und Videos aus Texas. Seit Tagen kämpft der zweitgrösste US-Bundesstaat mit eisigem Wetter und Stromausfällen.

«Das ist ein Jahrhundertsturm», sagte Patrick Payton, Bürgermeister von Midland (Texas), am Freitagmorgen der BBC. Anfang der Woche brach wegen der kalten Temperaturen ein Drittel der Energieversorgung zusammen. Der texanische Gouverneur Greg Abbott (63) sprach von einem «systemweiten Versagen».

«Kein Strom, keine Heizung, kein Wasser. Und ich habe vier kleine Kinder», beschrieb ein Mann aus Houston (Texas) seine Situation Mitte der Woche auf Twitter. Menschen verbrannten offenbar Möbel, um sich warmzuhalten. Spitäler mussten Operationen absagen, das öffentliche Leben lag still. Sorgen machten sich die Behörden auch um die Aufbewahrung und Verteilung der Corona-Impfstoffe.

Jetzt, zum Wochenende, gilt der Sturm, inoffiziell «Uri» genannt, als überstanden – doch die Folgen sind verheerend.

Nach dem Strom wird das Wasser knapp

Mehr als 30 Menschen sind bislang erfroren, bei Unfällen oder an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben, weil sie sich in ihren Autos oder mit Feuern in ihren Häusern warmhalten wollten. Da Rohre den Extremtemperaturen nicht standgehalten haben, geht dem Bundesstaat das Trinkwasser aus. Für zwei Drittel der Bevölkerung ist die Wasserversorgung aktuell eingeschränkt oder unterbrochen.

In mehreren Städten von Texas, darunter in der Hauptstadt Austin, wurden Millionen Menschen angewiesen, das Leitungswasser wegen zu geringen Drucks vor dem Gebrauch abzukochen. In der Stadt Kyle bei Austin ging ein dramatischer Appell an die Bürger: «Bitte verwenden Sie Wasser nur, um das Leben aufrechtzuerhalten. Wir stehen kurz davor, dass die Wasservorräte in Kyle zur Neige gehen.»

Und: Auch Tage nach dem Blackout sind laut der Webseite Poweroutage.us rund 204'500 Haushalte (Stand am Freitag) in Texas ohne Strom. Betroffen sind auch Mississippi (110'000) und Louisiana (73'000).

Wer ist schuld am Desaster?

Das Problem ist offenbar hausgemacht. Texas hatte seine Kraftwerke aus Kostengründen nicht auf Wetterbeständigkeit getestet. Zudem hat der US-Bundesstaat seine Stromversorgung nicht an Nachbarstaaten angeschlossen, um bundesweite Vorschriften zu umgehen, und kann deshalb nicht mit einer Notstromversorgung unterstützt werden.

Zum Blackout zirkulieren zahlreiche Falschinformationen und Verschwörungstheorien. Etwa dass US-Präsident Joe Biden (78) das Wetter manipuliert habe, um Texas «anzugreifen». Trumps Lieblingssender Fox machte den Klimaschutz und erneuerbare Energien für den Ausfall verantwortlich. «Die Windmühlen haben versagt, weil sie ein lächerliches Fashion-Accessoire sind, und Menschen sind deswegen gestorben», behauptete Moderator Tucker Carlson (51) – ungeachtet der Tatsache, dass Windenergie in Texas gerade mal 23 Prozent ausmacht und fossile Kraftwerke (58 Prozent) und Atommeiler (11 Prozent) am stärksten betroffen waren.

Biden bietet zusätzliche Bundeshilfen an

Während Texas bibberte, flog Senator Ted Cruz (50), der den Bundesstaat seit 2013 im US-Senat vertritt, in den Urlaub nach Mexiko. Nach massiver Kritik rechtfertigte sich der Trump-loyale Politiker und mögliche Präsidentschaftskandidat 2024: Seine Tochter habe ihn gebeten und er habe «väterliche Pflichten» erfüllen wollen.

Hilfe kam dafür umgehend aus Washington. US-Präsident Joe Biden (78) hatte bereits Anfang der Woche den Notstand für Texas bestätigt. Im Laufe der Woche bot er dem republikanischen Gouverneur zusätzliche Bundeshilfen an.

Bidens Heimatschutzberaterin Liz Sherwood-Randall (62) äusserte sich angesichts der Extremwetterlage in Texas, aber auch in der Mitte und im Osten der USA besorgt. Sie zeigten, «dass der Klimawandel real ist und jetzt stattfindet». Man könne nicht immer erst reagieren, wenn eine Katastrophe unmittelbar passiere – sondern müsse besser vorbereitet sein.


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