Es dürfte einer der grössten Kunstraube der Geschichte sein. Drei kostbare Juwelengarnituren wurden gestern früh aus dem Grünen Gewölbe in Dresden (D) gestohlen. Ihr Wert? Für die Kunstwelt unermesslich. Laut nüchternen Schätzungen liegt er aber bei gut einer Milliarde Euro.
Die Diebe gingen planmässig vor und hatten zuvor einen Stromkasten unter der Augustusbrücke in Brand gesteckt. Somit war die Stromzufuhr zu den Staatlichen Kunstsammlungen unterbrochen. Über ein Eckfenster sollen die Täter dann ins Gebäude gestiegen sein. Dort hatten sie es auf eine bestimmte Vitrine abgesehen – und nur diese ausgeräumt. Innert weniger Minuten.
Dennoch: Trotz Stromausfall hat eine Überwachungskamera die Räuber gefilmt – die Polizei hat das Video nun veröffentlicht. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter auch durch dasselbe Eckfenster wieder geflüchtet sind. Laut dem Chef der Kriminalpolizei, Volker Lange, sind auf den Aufnahmen zwei Einbrecher zu sehen. Es könne aber weitere Beteiligte geben. Die erste Fahndung blieb erfolglos.
Sonderkommission besteht aus 20 Ermittlern
Die 20-köpfige Sonderkommission Epaulette ist nun zuständig – benannt nach einem der entwendeten Schmuckstücke. Hinweisen zufolge sind die Einbrecher mit einem Audi A6 geflüchtet. Bereits wenige Minuten nach der Einbruchsmeldung fahndeten 16 Streifenwagen nach den Tätern. Verdächtig: Ein baugleiches Fahrzeug wurde später in einer Tiefgarage in Brand gesetzt. Der Audi wurde von Kriminalisten untersucht und sichergestellt.
Marion Ackermann (54), Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, zeigte sich auf einer Pressekonferenz vom Milliardenraub entsetzt. Auch Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (44, CDU) ist geschockt: «Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen!» Das Grüne Gewölbe Sachsens ist nicht nur eine Touristenattraktion in der Landeshauptstadt, sondern auch so etwas wie die Schatzkammer Deutschlands.
Kurfürst August der Starke (1670–1733) liess die Schatzkammer zwischen 1723 und 1730 anlegen. Heute wird die einzigartige Sammlung in zwei Abteilungen präsentiert. Der historische Teil befindet sich im Erdgeschoss des Residenzschlosses – in den authentisch wiederhergestellten Räume der Sammlung. Eine Etage weiter oben zeigt das Neue Grüne Gewölbe besondere Einzelstück. (szm/SDA)