Juwelenraub in Dresden - Räuber sind auf der Flucht
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Polizei fahndet nach Tätern:Juwelenraub in Dresden - Räuber sind auf der Flucht

Milliarden-Diebe von Dresden werden Kunstwerke zerstören
«Gold und Silber umschmelzen, Diamanten herausarbeiten»

Die Beute, die unbekannte Räuber beim Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden am Montagmorgen machten, ist von unschätzbarem Wert. Handelt es sich bei den Tätern um Profis, dürften die Kunstwerke für immer verloren sein.
Publiziert: 26.11.2019 um 14:46 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2019 um 15:54 Uhr
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Arthur Brand ist ein international bekannter Kunstdetektiv.
Foto: AFP

Die Juwelen-Räuber von Dresden wussten genau, was sie taten. Bei ihrer Blitz-Aktion vom Montagmorgen schafften sie es, das Alarmsystem auszutricksen. Videoaufnahmen vom Grünen Gewölbe zeigen zwei auffällig kleine, mit Taschenlampen und Äxten ausgerüstete Gestalten, die das Juwelenzimmer stürmen. Von ihnen fehlt jede Spur. Die Ermittler gehen davon aus, dass weitere Personen an der Tat beteiligt waren.

Bei den Gangstern muss es sich um ausgebuffte Profis handeln. Für den Erhalt der gestohlenen Schätze bedeutet dies nichts Gutes. Wie Arthur Brand, bekannter Kunstdetektiv aus den Niederlanden, in einem Interview mit «Spiegel online» sagt, werden professionelle Räuber die Schmuckstücke vor dem Verkauf auseinanderbauen und die Edelmetalle einschmelzen.

Zwei Typen von Kunstdieben

Laut dem Experten, der unter anderem einen vor 17 Jahren gestohlenen Goldring des Schriftstellers Oscar Wilde wiederentdeckte, muss zwischen zwei Typen von Kunstdieben unterschieden werden. Brand: «Es gibt zum einen Leute, die rauben ein Gemälde oder Schmuck mit der Überzeugung, dass es für diese Kunstwerke Käufer gibt.»

Aber diese Käufer gebe es nicht, so der Kunstdetektiv. «Wer würde etwas kaufen, das man weder seinen Freunden zeigen noch vererben kann? Sobald die Diebe merken, dass sie keinen Käufer finden, suchen sie nach Alternativen. Sie erpressen dann zum Beispiel die Versicherung. Diese Kunstdiebe sind vergleichsweise einfach zu überführen.»

Manche Täter wissen, dass Werke unverkäuflich sind

Schwieriger sei die Situation beim zweiten Typ von Kunstdieben. «Viel schlimmer sind wirklich professionelle Räuber, die das Gold und das Silber umschmelzen oder die Diamanten herausarbeiten und separat verkaufen», sagt Brand. «Diese Täter wissen, dass die meisten Kunstwerke als Ganzes unverkäuflich sind, sich aber in ihre Bestandteile zerlegt zu Geld machen lassen.»

Sobald die Werke eingeschmolzen oder auseinandergebaut sind, ist die Kunst für immer zerstört und bleibt verschwunden. Sollte es sich um Profi-Diebe gehandelt haben, sei die einzige Hoffnung ein schneller Ermittlungserfolg. «Sonst sehen wir die Exponate nie wieder.»

Gefängnis wird teilweise sogar einkalkuliert

Profi-Diebe haben laut Brand meist gute Kontakte zu korrupten Juwelieren. «Und jeder Juwelier weiss, wie man Kunstwerke umschmelzen kann.» Oft kalkulierten die Täter sogar ein, dass man ihnen auf die Schliche kommt. «Dann werden sie verhaftet und werden zu zwei oder drei Jahren Gefängnis verurteilt. Aber sobald sie wieder freikommen, ist das Geld noch immer da.»

Absolute Sicherheit für Kunstwerke wird es laut Brand nie geben. Hohe Sicherheitsvorkehrungen würden professionelle Kunstdiebe nicht abschrecken. «Wirklich professionelle Diebe sehen es als eine Art Sport: Je komplizierter der Raub ist, desto mehr Befriedigung gibt es ihnen.» Es gebe immer irgendwo eine Lücke, die man nutzen könne. Brand: «Ich kenne einen der Männer, die 2002 in das Van-Gogh-Museum in Amsterdam eingebrochen sind und zwei Bilder geraubt haben. Dieser Dieb ist gerade auf jene Coups besonders stolz, von denen alle gesagt haben: Das ist doch gar nicht möglich.» (noo)

Sind diese Kunstschätze für immer verloren?

Gestohlen wurden einige der kostbarsten Stücke der Juwelensammlung aus dem 18. Jahrhundert. Wie viele Teile genau die Kunsträuber erbeuteten und das Ausmass des Verlusts sind noch unklar. Das Museum bestätigte zunächst den Diebstahl von zehn Einzelstücken:

Grosse Brustschleife aus dem Schmuck der Königinnen: 1782 liess Kurfürst Friedrich August III. die Brustschleife mit ungewöhnlich reichem Diamantbesatz für seine Gemahlin Amalie Auguste anfertigen.

Bruststern des Ordens des Weissen Adlers, angefertigt zwischen 1746 und 1749 vom Juwelier Jean Jacques Pallard.

Weiterer Bruststern des Ordens des Weissen Adlers, auf dessen Rückseite sich die für einen Ordensritter obligatorische Devise «Pro / Fide / R(ege) / et Lege» findet.

Aigrette (Kopfschmuck) in der Form einer Sonne.

Perlenkette aus 177 Perlen, die vor 1734 aus den vogtländischen Gewässern gewonnen wurden.

Degen mit Scheide, bestehend aus neun grösseren und 770 kleineren Diamanten.

Haarteil in der Form eines Halbmondes.

Brosche in der Form eines Palmwedels aus 83 Brillanten.

Hutagraffe (Hutschmuck), hergestellt vom Juwelier Globig, die ungewöhnlich grosse Diamanten einfasst.

Weitere Hutagraffe, besetzt mit 15 grossen und 103 kleinen Diamanten.

Gestohlen wurden einige der kostbarsten Stücke der Juwelensammlung aus dem 18. Jahrhundert. Wie viele Teile genau die Kunsträuber erbeuteten und das Ausmass des Verlusts sind noch unklar. Das Museum bestätigte zunächst den Diebstahl von zehn Einzelstücken:

Grosse Brustschleife aus dem Schmuck der Königinnen: 1782 liess Kurfürst Friedrich August III. die Brustschleife mit ungewöhnlich reichem Diamantbesatz für seine Gemahlin Amalie Auguste anfertigen.

Bruststern des Ordens des Weissen Adlers, angefertigt zwischen 1746 und 1749 vom Juwelier Jean Jacques Pallard.

Weiterer Bruststern des Ordens des Weissen Adlers, auf dessen Rückseite sich die für einen Ordensritter obligatorische Devise «Pro / Fide / R(ege) / et Lege» findet.

Aigrette (Kopfschmuck) in der Form einer Sonne.

Perlenkette aus 177 Perlen, die vor 1734 aus den vogtländischen Gewässern gewonnen wurden.

Degen mit Scheide, bestehend aus neun grösseren und 770 kleineren Diamanten.

Haarteil in der Form eines Halbmondes.

Brosche in der Form eines Palmwedels aus 83 Brillanten.

Hutagraffe (Hutschmuck), hergestellt vom Juwelier Globig, die ungewöhnlich grosse Diamanten einfasst.

Weitere Hutagraffe, besetzt mit 15 grossen und 103 kleinen Diamanten.

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