In den Strassen von Caracas tobt der Protest. Tränengas-Petarden fliegen in die Menschenmenge. Schüsse peitschen durch die Luft.Ein Panzerfahrzeug der Armee überrollt Demonstranten (BLICK berichtete). Soldaten türmen von Regierungstruppen, schliessen sich den Demonstranten an. Sie befreien einen Oppositionsführer aus dem Hausarrest. Triumphierend marschiert der zu 15 Jahren Haft verurteilte Politiker Leopoldo López (48) in der ersten Reihe mit.
Das Szenario vom Dienstag, an dem die «Operation Freiheit» beginnt, wiederholt sich am 1. Mai. Tausenden versammelten sich zu Massenprotesten. Gegen, aber auch für Venezuelas regierenden Präsidenten Nicolàs Maduro (56). «Heute ist ein historischer Tag für unser Land», ruft der selbst ernannte Übergangspräsident Juan Guaidó (35) dem Volk zu, «wir bleiben auf der Strasse, bis wir das Ende der unrechtmässigen Machtübernahme erreicht haben. Wenn es um die Freiheit geht, machen wir keine halben Sachen.»
Nach fünf Jahren Widerstand hoffen Maduros Gegner auf Neuwahlen, auf ein Ende der Korruption, der Wirtschaftsmisere, der Armut und der Unterdrückung. Eine Meldung aus den USA verleiht dem Kampfgeist noch einmal Flügel. Nicolás Maduro (56) wolle sich nach Kuba absetzen. Das Flugzeug stehe bereits auf der Startbahn, meldet Trumps Aussenminister Mike Pompeo (55) noch am Dienstag. Doch Maduro flieht nicht.
Die Rebellion ist vorerst gescheitert
Die Rebellion scheitert. Der regierende Präsident Nicolàsá Maduro (56) ist am Mittwoch noch immer im Amt. Er spricht von einem Putschversuch, will die Verantwortlichen hart bestrafen. Das Militär hält weiter zum linken Diktator. Beim Aufstand am Dienstag wird ein Mann (†24) getötete, 109 Menschen werden verletzt, 83 festgenommen. Auch für den 1. Mai wird eine blutige Bilanz erwartet.Droht Venezuela ein Bürgerkrieg? Kann der politisch hochbrisante Konflikt zu einem «lateinamerikanischen Frühling» ausarten?
Nicolàs Maduro weiss Russland und China hinter sich. Die Grossmächte haben Milliarden ins venezolanische Öl gesteckt. Zudem ist das Land für den Kreml strategisch wichtig. Russland hat Venezuela schon zu Zeiten von Maduros sozialistischem, charismatischen Vorgänger Hugo Chavez, der das Land 14 Jahre lang bis zu seinem Tod 2013 regierte, militärisch aufgerüstet. Noch im Dezember landeten in Caracas zwei russische «Tu-160»-Bomber, geeignet für Raketen mit Nuklearsprengköpfen.
Das Säbelrasseln zwischen den Grossmächten hat begonnen
Auch linksgerichtete lateinamerikanische Staaten wie Kuba, Bolivien und Nicaragua stützen das Maduro-Regime. Sie fürchten, ein Machtwechsel in Venezuela könnte auch zu gewaltsamen Umstürzen ihrer jeweiligen Regierungen führen.
Doch auch Juan Guaidó kann mit den Muskeln spielen. Die Amerikaner fordern den Wechsel an der Spitze der venezolanischen Regierung. Ihr Wirtschaftsboykott hat das Land bereits ins Elend gestossen.
Schon rasseln die Säbel. «Der US-Präsident ist bereit, wenn nötig, in Venezuela militärisch zu intervenieren», droht der Aussenminister Mike Pompeo am Mittwoch. Sein russischer Kollege reagiert prompt: «Die Einmischung Washingtons in die Angelegenheiten Venezuelas ist eine schamlose Verletzung internationalen Rechts.» Eine Intervention könne schwerwiegende Konsequenzen haben, warnt Sergej Lawrow (69) weiter.