Ein niederländischer Journalist hat ein Video-Treffen der EU-Verteidigungsminister gehackt und so eine peinliche Sicherheitslücke ans Licht gebracht. Dem Journalisten Daniel Verlaan war es am Freitag relativ simpel gelungen, an dem Ministertreffen teilzunehmen, wie der TV-Sender Rtl mitteilte.
Die niederländische Verteidigungsministerin Ank Bijleveld hatte über Twitter ein Foto von ihrer Teilnahme an dem Online-Treffen veröffentlichen lassen. Einem aufmerksamen Leser aber war aufgefallen, dass auf dem Foto fünf der sechs Ziffern des geheimen Zugangscodes für das Treffen zu lesen waren. Er gab daraufhin dem Sender einen Tipp. Die letzte Zahl war dann schnell gefunden und Verlaan sass am virtuellen Verhandlungstisch.
«Sie wissen, dass Sie an einem geheimen Treffen teilnehmen?»
EU-Aussenbeauftragter Josep Borrell hatte den neuen Teilnehmer der Runde verblüfft gefragt, wer er denn sei. «Ich bin ein Journalist aus den Niederlanden», stellte dieser sich den 27 EU-Verteidigungsministern vor. «Sie wissen, dass Sie an einem geheimen Treffen des Rates teilnehmen?», hat Borrell noch gefragt. Und: «Sie wissen, dass Sie eine Straftat begehen? Sie loggen sich jetzt besser schnell wieder aus, bevor die Polizei eintrifft.»
Daraufhin hatte Verlaan sich noch für die Störung entschuldigt und die Sitzung wieder verlassen. Das Intermezzo hat nur wenige Minuten gedauert, sorgte aber zumindest bei Verlaan für viel Gelächter.
Ministerpräsident spricht von «dummem Fehler»
Ministerpräsident Mark Rutte hingegen war über den Vorfall nicht erfreut. «Das zeigt mal wieder, dass Minister einsehen müssen, wie vorsichtig man mit Twitter sein muss», sagte er in Den Haag. Das Verteidigungsministerium sprach von einem «dummen Fehler». Das Foto mit dem Zugangscode sei schnell entfernt worden. Die Ministerin ist zur Zeit in Heim-Quarantäne und wollte mit dem Foto deutlich machen, dass sie auch zu Hause am Küchentisch aktiv ist.
In den Sozialen Medien erhielt der Journalist Verlaan viel Lob für seine Aktion. Auf Twitter schrieb ein Nutzer stellvertretend: «Statt dem Typen mit Konsequenzen zu drohen, sollten sie ihm danken, dass er sie auf die Sicherheitslücke aufmerksam gemacht hat.» (cat/SDA)