Am Samstag hatte das ungarische Verteidigungsministerium bekannt gegeben, dass der 175 Kilometer lange Stacheldrahtzaun an der ungarisch-serbischen Grenze fertiggestellt sei - zwei Tage früher als geplant. Gleichentags griff die Polizei 3080 Flüchtlinge auf, die neu aus Serbien nach Ungarn gekommen waren, am Sonntag weitere 2890 Menschen.
Die Stacheldrahtsperre soll bis Ende Oktober noch um einen bis zu vier Meter hohen Maschendrahtzaun ergänzt werden. Die rechts-nationale Budapester Regierung erhofft sich davon eine Eindämmung des Flüchtlingszustroms. Der französische Aussenminister Laurent Fabius sowie deutsche Politiker hatten die Sperre zuletzt kritisiert.
Freie Fahrt für Flüchtlinge in Budapester Bahnhof
Das Migrations-Chaos in Ungarn ist derweil so gross, dass die Polizei sich aus dem Budapester Ost-Bahnhof zurückziehen musste, wo Tausende Flüchtlinge festsitzen. Diese würden seit heute Morgen zu Hunderten in die Züge nach Wien steigen, berichtet das Internet-Portal origo. Die Polizei hatte sie daran bisher gehindert.
In der Regel kaufen sich die Flüchtlinge entsprechende Billetts selbst. Wie das ungarische Fernsehen meldete, bildeten sich seit dem Abzug der Polizisten vor den Billettschaltern lange Schlangen.
Schwerpunktaktion gegen Menschenschmuggler gestartet
Die österreichische Bundesbahn hat laut eigenen Angaben bislang keine Probleme mit Zügen aus Ungarn gehabt. Das österreichische Zugpersonal werde an der ungarischen Grenze entscheiden, ob die Züge übernommen würden oder nicht, sagte Konzernsprecher Michael Braun am Montag.
Es solle nicht geklärt werden, ob es sich um Flüchtlinge oder andere Fahrgäste handle, sagte er. Allerdings könne die Beförderung abgelehnt werden, wenn jemand über keine Fahrkarte verfüge oder der Zug überfüllt sei.
30 Kilometer Stau wegen Kontrollen
Nach dem Tod von 71 Flüchtlingen in einem abgestellten Lastwagen führte Österreich derweil wieder Kontrollen in der Grenzregion zu Ungarn ein. Die am Sonntagabend gestartete «Schwerpunktaktion» im Burgenland richte sich gegen Menschenschmuggler, sagte Polizeisprecher Helmut Marban. Jeder LKW oder Kleinbus werde von Polizisten angehalten, um die zu finden, die mit den Kriegsflüchtlingen Geld verdienen wollten.
Nach ungarischen Medienberichten führten die Kontrollen in der Nacht zu massiven Staus an der Grenze. Auf der Autobahn M1 von Budapest nach Wien hätten sich die Wagen auf 30 Kilometern gestaut.
Ungarn liegt an der sogenannten Westbalkanroute, über die Flüchtlinge von Griechenland aus in die EU gelangen wollen. Da Ungarn im Schengenraum ist, gibt es an der ungarisch-österreichischen Grenze keine regulären Kontrollen. (tru/cat/SDA)