In der Debatte um den Uno-Migrationspakt haben offenbar aussergewöhnlich viele sogenannte Social Bots im Internet Stimmung gegen die internationale Übereinkunft gemacht. Dies berichtet die Zeitung «Die Welt».
Die Firma Botswatch wertete demnach hunderttausende Kurzbotschaften im Online-Dienst Twitter aus. Demnach sind mit 28 Prozent mehr als ein Viertel aller Tweets zum Migrationspakt auf Social Bots zurückzuführen, also auf programmierte Teilnehmer in sozialen Netzwerken, die sich als reale Menschen ausgeben. Den Analysten zufolge liegt der Durchschnitt bei politischen Diskussionen sonst etwa bei der Hälfte (zehn bis 15 Prozent).
Rund 800'000 Tweets untersucht
Der beim Migrationspakt beobachtete Anteil von Social Bots an einer Diskussion ist laut Botswatch so hoch wie seit der deutschen Bundestagswahl nicht mehr. Gestreut wurden demnach zum Beispiel Behauptungen, wonach die deutsche Regierung versuche, die Öffentlichkeit beim Migrationspakt bewusst zu täuschen. Für die Studie untersuchte Botswatch rund 800'000 Tweets, die zwischen dem 24. November und dem 2. Dezember veröffentlicht wurden.
Bei den untersuchten Netzwerken gab es der Analyse zufolge Verbindungen zu den Protesten der «Gelbwesten»-Bewegung in Frankreich, schreibt die «Welt». Laut den Autoren der Studie soll so der Eindruck einer grenzüberschreitenden Bewegung hergestellt werden. Dieselben Netzwerke, die gegen den Migrationspakt aktiv sind, sind demnach zudem auch beim Thema Dieselfahrverbote aktiv. Auf mögliche Hintermänner der Social Bots geht die Analyse nicht ein.
Schweiz nicht dabei
Der Uno-Migrationspakt soll bei einer am Montag beginnenden Konferenz in Marrakesch angenommen werden. Der Pakt umfasst eine Reihe von Leitlinien und Massnahmen, deren Umsetzung rechtlich nicht bindend ist. Im Kern geht es um eine bessere Zusammenarbeit in der Migrationspolitik und um Standards im Umgang mit Flüchtlingen. Um den Migrationspakt gab es in den vergangenen Wochen teils heftige Debatten. Eine Reihe von Staaten ist vom Pakt abgerückt.
Die Schweiz nimmt an der Konferenz in Marokko nicht teil, denn der Bundesrat hat beschlossen, den Ausgang der Debatten im Parlament abzuwarten. Der Nationalrat entscheidet voraussichtlich erst am Dienstag. (SDA)