Es gehört zu den wichtigsten Bildern des Jahres: Der auf der Flucht nach Europa ertrunkene dreijährige Aylan Kurdi an einem türkischen Strand. Forschern zufolge haben die Fotos vom September die Debatte in Sozialen Netzwerken über Flüchtlinge in Europa verändert. Wo oft von Migranten die Rede war, also Menschen, die freiwillig auswandern, wurde demnach plötzlich verstärkt über Flüchtlinge gesprochen – also Menschen, die sich zur Flucht gezwungen sehen.
Welcher Begriff in Politik und Medien verwendet werde, habe unvermeidlich einen erheblichen Einfluss auf Hilfsleistungen und politische Entscheidungen, heisst es in dem heute von der Universität Sheffield veröffentlichten Bericht.
Die Forscher haben Millionen Mitteilungen im Netzwerk Twitter ausgewertet, die vor und nach der Veröffentlichung der Bilder verbreitet wurden. «Unsere Analyse zeigt eindeutig, dass diese Geschichte nicht nur Menschen auf der ganzen Welt erreicht hat, sondern dass es die Art verändert hat, auf die Nutzer Sozialer Medien über das Thema Einwanderung sprachen», sagt Farida Vis, die Direktorin des Visual Social Media Lab der Uni Sheffield.
Das Jahr 2015 über hätten die Begriffe Migrant und Flüchtling etwa gleichauf gelegen, sagt Studien-Mitautor Francesco D'Orazio. Vom 2. September an habe sich das radikal geändert. «Die Zahlen bewegen sich dramatisch hin zu einem eindeutigen Fokus auf Flüchtlinge.» (SDA)