Die «Klimawandel-Lüge» ist entlarvt! Etwa so klingt es seit Wochen auf Webseiten, die im rechten Spektrum der Politik zu einzuordnen sind. Auslöser dieser Berichte ist ein irrer Streit vor einem kanadischen Gericht.
Gestritten haben sich der Geograf Tim Ball (80) und Michael E. Mann (54), der Star der Klimaforschung, der um die Jahrtausend-Wende mit der bekannten «Hockeyschläger-Kurve» aufzeigte, dass die weltweiten Temperaturen rasant ansteigen.
Tim Ball gilt als «Klimaleugner»: Er bestreitet, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wurde. Im Jahr 2011 griff er Michael Mann in einem Interview mit einem Wortwitz scharf an: Er gehöre ins Staatsgefängnis (englisch: state pen) – und nicht an die staatliche Universität von Pennsylvania (englisch: Penn State).
Empfindlicher Klimaforscher-Star reichte Klage ein
Mann liess sich das nicht gefallen. Er reichte im Februar 2011 am Gericht im kanadischen Vancouver eine Verleumdungs-Klage ein. Die Webseite, die das das Interview veröffentlichte, entschuldigte sich und zog das Interview zurück.
Der Prozess gegen den Klimaleugner Tim Ball war immer noch ungelöst – bis im August 2019, als ein Richter die Verleumdungs-Klage abwies. Das «Urteil» feierten die Kritiker des Klimaforschers als Sieg gegen die «Klimahysterie».
In einem Bericht wird behauptet, der Klimaforscher Mann habe sich geweigert, Beweise für sein Hockeyschläger-Diagramm zu zeigen. Manns Kritiker folgerten daraus: «Die Totalverweigerung liess auch für das Gericht nur den Schluss zu, das die Hockeyschläger-Daten manipuliert und gefälscht sind.»
Der Shitstorm gegen Michael Mann war perfekt. Er wurde x-fach als «Lügner» und als «Betrüger» bezeichnet.
Richter äusserte sich nicht zur Klima-Frage
BLICK bestellte beim Gericht in Vancouver den Inhalt des mündlichen Urteils. Dieses zeigt nun: Am Prozess wurden keinerlei Beweise für die Hockeyschläger-Kurve gefordert. Ob es den Klimawandel gibt, die Forschung Manns korrekt ist, kam gar nicht zur Sprache!
Der zuständige Richter Christopher J. Giaschi sagte lediglich dazu: «Einer glaubt, der Klimawandel sei von Menschen herbeigeführt. Der andere nicht. Durch diese grundlegenden Meinungsverschiedenheiten sind Ball und Mann seit Jahren in Konflikt.»
Inhalt des Gerichtsprozesses war also ein anderer. Klimaleugner Ball hatte gefordert, man solle die Klage gegen ihn fallen lassen. Grund: Die lange Dauer des Rechtsstreits.
Fairer Prozess nicht möglich
Diesem Wunsch kam der Richter nach. Einerseits, weil sich der Klimaforscher keinen Deut mehr um den Prozess geschert habe. «Es scheint, als hätte er sich damit begnügt, die Angelegenheit einfach auf sich beruhen zu lassen», so der Richter.
Andererseits sei der 80-jährige Tim Ball «in schlechtem gesundheitlichem Zustand» und man könne ihm nicht zumuten, die Gerichtsverhandlung im Jahr 2021 abwarten. Ein fairer Prozess sei nicht möglich, heisst es im Urteil.
Dem Richter am Obersten Gerichtshof in Vancouver blieb nichts anders übrig, als die Anzeige fallen zu lassen. Wie daraus geschlossen werden kann, dass die Forschung zum Klimawandel ein «Betrug» sei, ist unklar. Die Anwälte beider Herren liessen Anfragen von BLICK unbeantwortet.