Merkwürdiger «Zeuge»
Warum hat er ein Sex-Video von Kampusch?

TENGEN (D) – Er sorgt für das nächste Kapitel in der unendlichen Geschichte um Natascha Kampusch: Thomas Vogel, Grafiker aus Deutschland. Doch so sauber, wie er sich präsentiert, ist der Mann nicht.
Publiziert: 10.11.2009 um 12:50 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:36 Uhr

Der Deutsche Thomas Vogel beschuldigte die österreichischen Ermittler, bei ihrer Arbeit geschlampt zu haben. Sie kämen erst jetzt auf ihn zurück, obwohl er schon lange auf sein «Beweismaterial» hingewiesen habe (Blick.ch berichtete). Der IT-Spezialist, wie er sich bezeichnet, soll ein Sex-Video von Kampusch besitzen und ein Priklopil-Freund soll ihm das persönliche Vermächtnis vom Kampusch-Entführer geschickt haben.

Doch was ist dran an seinen Behauptungen? Das will nun auch die Polizei wissen. Sie durchsuchte sein Haus und beschlagnahmte allfällige Beweismittel. Deren Auswertung dauere nun vier bis sechs Wochen.

Derweil kramten österreichische Zeitungen in der Vergangenheit von Thomas Vogel. Und das lässt ihn in ziemlich schlechtem Licht dastehen. Denn der «Kurier» liess sich vom Amtsgericht bestätigen, dass der Mann seit einigen Monaten teilentmündigt ist.

Wegen Betrug verurteilt

Der Domainhändler Vogel sicherte sich sofort nach der Flucht von Natascha Kampusch die Domain «kampusch.de». Im Internet versucht er aber auch anderweitig Geld zu machen. So soll er 2005 einen gefälschten Picasso angeboten haben – und sei dafür verurteilt worden.

Auch habe er versucht, einen verwischten Stempelaufdruck auf einem Ei als «Madonnen-Offenbarung» zu verkaufen, ebenso wie ein angebliches Kleid von Natascha Kampusch. Der «Kurier» zitiert eine Quelle, die behauptet, Vogel habe an die 55 Vorstrafen.

Sex-Video im Internet gefunden

Doch wie ist er an das angebliche Sex-Video von Natascha Kampusch gelangt? Dem «Standard» schildert er seine Version: Er habe sich auch die Domain «Kampusch.com» sichern wollen – als plötzlich Natascha auf der Seite erschienen sei – und zwar als Link zu einem Porno-Video.

Darunter der Text: «Sehen Sie, was die Polizei noch nie gesehen hat». Man hätte 30 Euro dafür bezahlen sollen, so Vogel. Und seine Geschichte geht noch weiter: Er will recherchiert haben, dass die Seite von einem Wiener aus dem Pädophilen-Milieu betrieben worden sei.

Ein paar Stunden später sei das Video, auf dem Kampusch auf ihrem Bett im Verlies liegen soll, aus dem Internet verschwunden. Und Vogel belastet auch den Priklopil-Freund Ernst H. schwer. Er habe Bilder gesehen, auf denen er an einer Geburtstagsfeier von Natascha zu sehen sei. Damals sei sie etwa 15 Jahre alt gewesen.

Ein paar Wochen wird es dauern, bis die «Beweise» ausgewertet sind. (num)

Kampusch-Vater vor Gericht
Heute steht Kampusch-Vater Ludwig Koch vor dem Grazer Oberlandesgericht. Koch war in erster Instanz wegen Nötigung von Ernst H., dem Freund von Wolfgang Priklopil, zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er legte dagegen Rechtsmittel ein.
Heute steht Kampusch-Vater Ludwig Koch vor dem Grazer Oberlandesgericht. Koch war in erster Instanz wegen Nötigung von Ernst H., dem Freund von Wolfgang Priklopil, zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er legte dagegen Rechtsmittel ein.
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