Es war ein Foto, das um die Welt ging: Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise besucht Angela Merkel ein Flüchtlingsheim in Berlin-Spandau. Dabei entsteht eines der Bilder, das ihre Kanzlerschaft bis heute prägt: Der damals 18-jährige Anas Modamani aus Syrien zückt sein Handy und knipst ein Selfie mit der Kanzlerin.
Der Schnappschuss geht um die Welt. Doch schon bald wird das Bild zur Stimmungsmache gegen Flüchtlinge missbraucht: Rechte Spinner verfremden das Foto. Die Bildmontagen brachten den Syrer sowohl mit dem tödlichen Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt als auch mit einem brutalen Angriff auf einen Obdachlosen in München in Verbindung. Selbst seine deutsche Gastfamilie wird bedroht.
Der Flüchtling kämpft gegen den Hass im Netz
Den Hass und die Verleumdungen will Modamani nicht einfach hinnehmen. Der syrische Flüchtling plant erneut eine Klage gegen den US-Internetkonzern Facebook. Das berichtet das Nachrichtenmagazin «Focus» unter Berufung auf Modamani und dessen Anwalt Chan-jo Jun.
Der mittlerweile 21-Jährige will erreichen, dass manipulierte Versionen des Selfies aus dem sozialen Netzwerk gelöscht werden. Dabei zugute könnte dem Flüchtling das 2017 in Deutschland verabschiedete «Netzwerkdurchsetzungsgesetz» kommen. Dies verpflichtet soziale Netzwerke, gegen Hetze und gefälschte Meldungen vorzugehen.
Erste Klage scheiterte 2017
Vor dem Landgericht Würzburg war Modamani im vergangenen Jahr mit einer ersten Klage gescheitert. Jetzt sagte er dem «Focus», er wolle weitermachen und nicht aufgeben. «Mein Ziel ist es, dass Facebook die verleumderischen Fotos löschen muss.»
Anas Modamani floh 2015 über das Mittelmeer nach Europa und hat in Deutschland bis 2020 subsidiären Schutz erhalten. Aktuell bereitet er sich an der Technischen Universität Berlin auf ein Informatik-Studium vor. Sein Selfie mit Merkel bereut er laut «Focus» trotz der Verleumdungen nicht. «Das Foto hat mein Leben positiv wie negativ verändert.» Noch heute würden ihn viele Menschen auf das Bild ansprechen. (kin)