813. Das ist die alte Bergmannsnummer von Armin Laschets Vater, der seit Samstag auch der Vater des neuen CDU-Chefs und vielleicht des künftigen Kanzlers ist. Armin Laschet hielt die abgenutzte Marke während seiner Bewerbungsrede in die Kamera; sie symbolisiere für ihn Vertrauen. «Für die Demokratie ist die wichtigste Frage: wem vertrauen?», sagte er im Hinblick auf die Bundestagswahl im September. Aber natürlich ging es erst mal darum, ob ihm die 1001 Delegierten des digitalen CDU-Parteitags vertrauen.
Tun sie: Laschet wird die Partei von Kanzlerin Angela Merkel als Vorsitzender ins Superwahljahr 2021 führen, in dem neben der Bundestagswahl auch sechs Landtagswahlen anstehen. Laschet setzte für die entscheidende Rede auf die Nummer seines Vaters, die CDU setzt mit ihm nun auf Nummer sicher.
Mit Laschet, Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen, haben die Christdemokraten einen erfahrenen Vorsitzenden gewählt, der Kompromisse finden kann. Seit 2017 regiert der Katholik gemeinsam mit der FDP das bevölkerungsreichste Bundesland Deutschlands.
Die Laschet-Wahl ist vernünftig und risikoscheu. Der Parteitag hat mit Laschet den Bruch mit der Ära Merkel vermieden (Merz) und gleichwohl den progressivsten Kandidaten (Röttgen) unter den drei Männern, die zur Wahl standen, verschmäht.
Vor der Corona-Krise wäre das Ergebnis wohl deutlicher ausgefallen. Doch Armin Laschet hat in der Pandemie keine gute Figur gemacht. Corona-Hotspots wie den Landkreis Heinsberg und die Fleischfabrik Tönnies managte er unsouverän, preschte national mit Lockerungen vor, patzte in Talkshows.
Das könnte ihn auch die Kanzlerkandidatur kosten, die dem Parteivorsitzenden traditionell zusteht. Laschets nationale Umfragewerte sind mies. Selbst Anhänger von CDU und CSU sprechen Laschet – ebenso wie Merz und Röttgen übrigens – laut einer aktuellen ZDF-Umfrage mehrheitlich die Kanzlerfähigkeit ab.
Besser da steht Jens Spahn, der Laschet beim Parteitag unterstützt hat. Ein Rollentausch wäre denkbar. Allerdings ist der ehrgeizige Minister mit seinen 40 Jahren noch vergleichsweise jung und ausserdem intern umstritten. Bei der Wahl der insgesamt fünf Laschet-Stellvertreterinnen und -Stellvertreter musste Spahn das schlechteste Ergebnis der Runde hinnehmen.
Wer also wird Kanzlerkandidat, wenn die CDU im September ohne ihr Zugpferd Angela Merkel antreten muss? Der Einzige, dessen Umfragewerte bundesweit seit Monaten ausreichend glänzen, stammt aus der Schwesternpartei CSU: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Für die CDU aktuell die sicherste Nummer.