Merkel im Umfragetief, Franz Beckenbauer im Korruptionssumpf, VW im Betrugsskandal
Herbstkater in Deutschland

Unser nördliches Nachbarland ist in seinen Grundfesten erschüttert, eine Ohrfeige folgte der nächsten. Nicht einmal Merkel, die «Mutti» des Landes, bleibt verschont.
Publiziert: 25.10.2015 um 20:01 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:26 Uhr
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Marke beschädigt: VW hatte bei elf Millionen Autos Betrugssoftware installiert.
Von Beat Michel

Wegen der Abgastest-Manipulation steht VW, und damit die grösste Firma Deutschlands, massiv unter Beschuss. Wegen der Korruptionsvorwürfe gegen den Deutschen Fussball-Bund rutscht auch der Lieblingssport der ­Nation in die kriminelle Ecke.

Zudem verliert die bisher so unbestrittene «Mutti» des Landes, Bundeskanzlerin Angela Merkel, das Vertrauen der Deutschen. Die Umfragewerte für ihre CDU – aktuell noch 36 Prozent (Emnid) – sind so schlecht wie seit 2012 nicht mehr. Nach dem ersten «Sommermärchen», der Fussball-WM im Jahr 2006, sprach man dieses Jahr vom zweiten: der grossherzigen Willkommenskultur für die Flüchtlinge. Doch nun hat Deutschland den Herbstkater.

Das böse Erwachen begann, als die US-Umweltbehörde EPA am 18. September den Abgas-Skandal aufdeckte: Mehrere Dieselmotoren von VW, Seat, Audi und Skoda überschreiten im Alltagsverkehr massiv die Grenzwerte. Nur durch einen Trick bei der Motorensoftware hatten sie die Abgastests bestanden.

Die Konsequenzen für den Konzern mit 592 000 Angestellten waren dramatisch: Der Kurs der VW-Aktie stürzte in zwei Tagen um über 40 Prozent ab. Auf der ganzen Welt laufen Untersuchungen gegen VW. Elf Millionen Fahrzeuge weltweit müssen zurück in die Werkstatt. Ob der Volkswagen-Konzern den Skandal übersteht, ist noch unklar.

Die nächste Ohrfeige kam mit der Ausweitung des Fifa-Skandals. Die Fussball-WM 2006 soll laut dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» nur dank eines schwarzen Kässeli nach Deutschland gegangen sein. Ausgerechnet «Kaiser Franz» Beckenbauer habe als Chef des Bewerbungskomitees zu den Eingeweihten gehört. Mit umgerechnet 10,3 Millionen Franken seien die vier Asiaten im Fifa-Exekutivkomitee geschmiert worden.

Nun ist die Identitätskrise auch bei der Regierung angekommen. Ihre Umfragewerte sinken, und die Stimmung an der CDU-Basis sei ebenfalls schlecht. Das sagte laut «Spiegel» Finanzminister Wolfgang Schäuble an der letzten Sitzung des CDU-Präsidiums. Merkels Flüchtlingspolitik verliert an Rückhalt.

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