Das geht aus einem von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sowie OutRight Action International am Mittwoch vorgestellten Bericht hervor.
Viele der 60 zwischen Oktober und Dezember für den Bericht befragten Menschen erklärten demnach, von Mitgliedern der Taliban wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität angegriffen, sexuell missbraucht oder direkt bedroht worden zu sein. Andere berichteten von Missbrauch durch Familienmitglieder, Nachbarn und Partnern, die jetzt die Taliban unterstützten oder glaubten, sie müssten gegen LGBT-Personen in ihrem Umfeld vorgehen, um so ihre eigene Sicherheit sicherzustellen.
Die Situation in Afghanistan für diese Menschen sei bereits vor der Machtübernahme der Taliban im August des Vorjahres schwierig gewesen, heisst es in dem Bericht weiter. Sie seien sexueller Gewalt, Zwangsheiraten, physischer Gewalt von ihrer Familie ausgesetzt gewesen oder auch aus Schulen geworfen worden. Mit der Rückkehr der Islamisten an die Macht habe sich die Situation aber «dramatisch verschlechtert».
Die meisten der Befragten erklärten, ihr einziger Weg, in Sicherheit zu leben, sei eine Übersiedlung in ein Land in dem die Rechte von LGBT besser geschützt sind. Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transsexuelle sähen sich aber auch grossen Hindernissen ausgesetzt, das Land zu verlassen. Sie hätten Angst, an Taliban-Kontrollposten entdeckt zu werden, oder hätten sich an die gesellschaftlichen Erwartungen angepasst, dass sie einen andersgeschlechtlichen Partner heiraten und Kinder haben und wollten ihre Familien nicht verlassen. Bisher hat nur Grossbritannien öffentlich gemacht, eine kleine Zahl der betreffenden Menschen aus Afghanistan aufgenommen zu haben.
(SDA)