Titijew leiste in Tschetschenien eine wichtige Arbeit zur Verteidigung der Menschenrechte, betonte die Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, die Genfer SP-Ständerätin Liliane Maury Pasquier, am Montag bei der feierlichen Preisvergabe in Strassburg. Deswegen habe er in dem Land wiederholt «Riesenprobleme» gehabt.
Der seit Januar inhaftierte Menschenrechtsaktivist zeichnete in einer Grussbotschaft an die Versammlung eine düsteres Bild von der Lage in der zur Russischen Föderation gehörenden Kaukasus-Republik Tschetschenien. Seit 1999 seien dort zwischen 3000 und 5000 Menschen spurlos verschwunden. Sie seien verschleppt und getötet worden.
Titijew erinnerte auch an seine Vorgängerin, die frühere Leiterin des Memorial-Zentrums in Grosny, Natalia Estemirowa. Sie wurde im Jahr 2009 in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny ermordet.
Memorial erinnert neben seiner Beschäftigung mit Gräueltaten in Tschetschenien an die Verbrechen der Stalin-Ära. In Russland steht die 1988 gegründete Organisation massiv unter Druck. Todesdrohungen und Prozesse gehören längst zum Alltag der Mitarbeiter.
Titijew setzte sich in der Endrunde gegen zwei andere Menschenrechtsaktivisten durch, die ebenfalls für den Vaclav-Havel-Preis nominiert waren. Bei ihnen handelt es sich um die aus Kuba stammende Leiterin des lateinamerikanischen Netzwerks für Demokratie, Rosa Maria Payá, und den seit 2016 in Bahrein inhaftierten Menschenrechtsaktivisten Nabeel Radschab.
Der 2013 geschaffene und mit 60'000 Euro dotierte Preis ist nach dem 2011 verstorbenen tschechischen Präsidenten und früheren Dissidenten Vaclav Havel benannt. Vergangenes Jahr ging die Auszeichnung an den ehemaligen türkischen Verfassungsrichter Murat Arslan, der wie viele andere türkische Beamte nach dem gescheiterten Putschversuch vom Juli 2016 aus dem Dienst entlassen und inhaftiert worden war.
Frühere Preisträger waren unter anderen die vor der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus dem Irak geflüchtete Jesidin Nadia Murad sowie die Menschenrechtsaktivisten Ljudmila Alexejewa aus Russland, Anar Mammadli aus Aserbaidschan und Ales Bialiazki aus Weissrussland.