In der ostkanadischen Metropole Toronto ist am Montagmittag ein Lieferwagen in Fussgänger gerast. Zehn Menschen sind dabei gestorben, 15 weitere wurden verletzt, teilte die Polizei von Kanadas grösster Stadt mit.
Die «Kollision» habe sich um 13.27 Uhr Ortszeit ereignet. Nach ersten Erkenntnissen deutet alles auf eine vorsätzliche Tat hin. Ein Motiv konnte die Polizei noch nicht ausmachen. Sie ermittelt in alle Richtungen.
Fahrer verhaftet, Van sichergestellt
Der Fahrer wurde verhaftet. Polizeichef Mark Saunders bestätigt an einer Pressekonferenz, dass es sich dabei um Alek Minassian aus Richmond Hill, Ontario, handelt. Der Lieferwagen des 25-Jährigen wurde sichergestellt. Minassian liess Medienberichten zufolge über zwei Kilometer hinter sich, ehe er mit zerbeulter Motorhaube auf dem Trottoir zum Stehen kam.
Auf Social Media tauchte ein Video auf, das die Verhaftung des Amok-Fahrers zeigt. Darauf sieht man Minassian, der gemäss Augenzeugen mit einem Handy auf den Polizisten zeigt und schreit «Töte mich!» sowie «Schiess' mir in den Kopf!». Er selbst habe keine Waffe bei sich gehabt.
Leute wurden durch die Luft geschleudert
Ein Augenzeuge berichtete dem TV-Sender CTV, er habe vom Auto aus gesehen, wie der Van aufs Trottoir fuhr und Leute überrollte. Die Fussgänger seien in die Luft geschleudert worden während der Fahrer schnell weiter gefahren sei.
«Der Lastwagen fuhr im Zickzack», erinnert sich Rocco Cignielli. «Ich habe Leute am Boden liegen sehen. Ich habe gesehen, wie sie Herzdruckmassagen machten», erzählt der 42-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. Er zeigt auf zwei mit Tüchern bedeckte Leichen und sagt: «Ich habe zwei Menschen gleich hier vor mir sterben sehen.»
Ein anderer Augenzeuge dachte erst, der Fahrer würde eine Auslieferung machen. «Aber wieso würde er auf dem Trottoir fahren? So schnell?», erinnert sich der 56-jährige Taxifahrer. Dann habe er erst realisiert, dass schon ein paar Menschen überfahren wurden. «Eine Frau wurde vom Wagen in eine Busstation geschleudert. Das ganze zerbrochene Glas fiel auf sie.»
Die Opfer seien noch auf der Strasse behandelt worden, sagte eine Sprecherin der Rettungskräfte. Augenzeugen zufolge waren auf dem Asphalt überall Blutspuren zu sehen. Fotos zeigten mit orangefarbenen Planen bedeckte, am Boden liegende Körper.
Situation unter Kontrolle
Die meisten der Toten seien noch nicht identifiziert, so der Toronto Polizeichef.
Die Situation sei gemäss Bürgermeister John Tory mittlerweile unter Kontrolle. «Die Stadt ist momentan in sicheren Händen», betonte Tory. Er bat Anwohner, nach Hause zu gehen und Ruhe zu bewahren. «Es ist eine Zeit, in der wir so ruhig wie nur möglich sein sollten.»
Trudeau dankt den Rettern
Die Polizei sperrte die Gegend ab, auch der U-Bahnverkehr wurde unterbrochen. Der Zwischenfall ereignete sich an der Ecke Yonge Street und Finch Avenue.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau sprach von einem «schrecklichen Vorfall» und dankte den Rettern vor Ort.
In der betroffenen Gegend Torontos im Stadtteil North York sind tagsüber viele Menschen unterwegs. Dort liegen zahlreiche Geschäfte und Restaurants. In der Stadt ging am Montag ein zweitägiges Treffen der G7-Aussenminister zu Ende. (SDA/noo/voi)