Robert Card ist tot
Der Todesschütze Robert Card ist zwei Tage nach dem Massaker tot aufgefunden worden. Er sei nahe eines Flusses um ca. 19.45 Uhr Ortszeit gefunden worden. Das bestätigen die Behörden an einer Pressekonferenz. Der Polizeichef sagte: «Wir können endlich aufatmen, er ist keine Bedrohung mehr für uns oder für irgendjemanden.»
Die Leiche des Massenmörders wurde in den Wäldern nahe Lisbon – eine Ortschaft neben Lewiston – gefunden und habe eine offenbar selbst zugefügte Schussverletzung am Kopf aufgewiesen.
US-Präsident Joe Biden sei über die neusten Entwicklungen informiert worden. Die Gouverneurin von Maine, Janet Mills, sagte: «Ich atme heute Abend auf», sagte Mills. Der Verdächtige stelle nun keine Bedrohung mehr dar. Nun beginne ein langer und schwieriger Weg, die grausame Tat zu verarbeiten.
Ermittlungen zu Motiv dauern an
Nach dem Fund der Leiche des mutmasslichen Todesschützen Robert Card (†40) ermittelt die Polizei weiter zum Motiv für die schreckliche Bluttat. Die psychische Verfassung des 40-Jährigen habe eindeutig eine Rolle gespielt, sagte der für die öffentliche Sicherheit in dem US-Bundesstaat zuständige Beamte, Mike Sauschuck, bei einer Pressekonferenz am Samstag. Es seien aber weitere Nachforschungen nötig.
Sauschuck sagte weiter, man habe eine Art Abschiedsnotiz gefunden, aus der hervorgehe, dass der mutmassliche Schütze nicht damit gerechnet habe, lebend gefasst zu werden. Die Nachricht, die er auf einem Stück Papier hinterlassen habe, sei an einen Angehörigen gerichtet gewesen und habe die Zugangsdaten zu seinem Handy und Konten erhalten.
Der Beamte sagte auch, dass nach jetzigem Kenntnisstand nichts darauf hindeute, dass der Mann zwangsweise zu psychiatrischer Behandlung verpflichtet worden war. Solange dies nicht der Fall sei, könne man in Maine legal Waffen erwerben, erläuterte er.
Anwohner dürfen wieder raus
Zehntausende Menschen in der betroffen Region können nun wieder ihre Häuser verlassen. Die Polizei hob am Freitagabend (Ortszeit) eine Anordnung auf, mit der Bürgerinnen und Bürger in mehreren Gemeinden dazu aufgefordert worden waren, aus Sicherheitsgründen zu Hause zu bleiben. Die Behörden veröffentlichten ausserdem die Namen der 18 Todesopfer. Das jüngste ist demnach 14 Jahre alt, das älteste 76.
Rund zehn Kilometer von Lewiston entfernt fand die Polizei das Auto des Gesuchten, einen weissen SUV, an einem Fluss in der Nähe eines Bootsanlegers.
Mike Sauschuck von der Behörde für öffentliche Sicherheit in Maine sagte, die Polizei habe mehr als 500 Hinweise im Zusammenhang mit der Fahndung erhalten. Die Sicherheitsbehörden schlossen auch nicht aus, dass sich der Verdächtige umgebracht haben könnte. Medien berichteten von einem möglichen Abschiedsbrief. Dennoch mahnte Sauschuck die Bürgerinnen und Bürger, wachsam zu bleiben. Die Polizei war weiter mit einem Grossaufgebot im Einsatz. Tauchteams wollten am Samstag weiter in dem Fluss, an dem das Auto des mutmasslichen Täters gefunden wurde, nach der möglichen Leiches des Mannes suchen. Der Sender CNN berichtete, er habe die Tatwaffe kurz vor der Bluttat legal erworben.
Polizei findet Abschiedsbrief von Todesschützen
Die Behörden fanden ein Schreiben des Todesschützen Robert Card (40). Aus dem Text geht hervor, dass Card damit rechnet, dass er nicht mehr lebe, wenn man das Schreiben finde. Das Schreiben gleiche einem Abschiedsbrief, sagt ein Beamter der Strafverfolgungsbehörden gegenüber CNN.
Dies sei unter anderem der Grund, warum die Ermittlungen sich auf die Suche nach nahe gelegenen Gewässern verlagert hätten, so die Behördenquelle.
Das Schreiben enthalte im Wesentlichen Informationen und Anweisungen für andere, wo gewisse Dinge gefunden und entsorgt werden könnten. Um was für Dinge es sich handelt, ist indes unklar. Die Formulierungen deuten allerdings darauf hin, dass Card nicht mehr am Leben sein würde, wenn das Schreiben gefunden oder gelesen wird.
Acht Opfer identifiziert
Mike Sauschuck erklärt auf Nachfrage, dass acht Opfer des Amoklaufs identifiziert wurden. Weitere Abklärungen seien im Gang. Damit ist die Medienkonferenz beendet
Schutzanordnung bleibt in Kraft
Mike Sauschuck sagt, dass die geltenden Schutzanordnungen in Kraft bleiben werden, ohne dass klar ist, wann sie enden werden.
Der Entscheid, ob die Anordnung aufgehoben wird oder nicht, wird laut Sauschuck laufend überprüft. «Was für uns zählt, ist die Sicherheit unserer Gemeinde, die Sicherheit unserer Einwohner», fügt er hinzu.
Derzeit sind in vier Städten Schutzanordnungen in Kraft: Lisbon, Lewiston, Auburn und Bowdoin – alles Gebiete, in denen eine «hohe Aktivität» des Verdächtigen festgestellt wurde.
Taucher und Helikopter im Einsatz
Im Verlauf des Freitags werden Helikopter und Taucher die Gegend absuchen, in der Robert Card sein Auto abgestellt hat. Gemäss Mike Sauschuck wird eine grosse Zahl an Einsatzkräften vor Ort sein.
Die Taucher-Teams können ferngesteuerte Fahrzeuge mit Sonartechnik einsetzen, um nach Schatten oder Bewegungen zu suchen, und Beamte werden auch die weitere Umgebung absuchen.
Darüber hinaus werden die Ermittlungen beim Bowlingcenter, wo Robert Card das Feuer eröffnet hat, weiter vorangetrieben.
Über 500 Hinweise
Mike Sauschuck, Leiter der Behörde für öffentliche Sicherheit in Maine, drückt den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Die Behörden ermitteln nun intensiv, wie es zum Amoklauf gekommen ist.
In der vergangenen Nacht haben die Ermittler über 500 Hinweisen aus der Bevölkerung erhalten. «Wir verfolgen jede Spur mit höchster Sorgfalt.»
Robert Card immer noch auf der Flucht
Die Medienkonferenz ist eröffnet: Dave St. Pierre, Polizeichef von Lewiston, ergreift das Wort. Amokläufer Robert Card ist immer noch auf der Flucht. «Die Sicherheit unserer Gemeinde geniesst höchste Priorität», versichert St. Pierre.
«Wir bitten um Geduld, während die Ermittlungen andauern.» Die Polizei von Lewiston erhält Unterstützung von Partnern aus anderen US-Bundesstaaten sowie dem FBI.
Behörden kündigen Medienkonferenz an
Die Behörden wollen erneut über den Amoklauf informieren. Für Freitagmorgen (16 Uhr Schweizer Zeit) ist eine Medienkonferenz angesetzt. Blick TV überträgt die Medienkonferenz live.
Hatte Robert Card explizit Gehörlose im Visier?
Der Todesschütze von Maine könnte es bei seinem Amoklauf auf gehörlose Personen abgesehen haben, berichten verschiedene Medien am Freitagmittag.
Vor wenigen Monaten hatte Card offenbar ein Hörgerät verschrieben bekommen. Mit diesem konnte er nach eigenen Aussagen in der Schemengee's Bar Leute hören, die ihn kritisierten.
Jeden Mittwoch hatten sich dort stets Gehörlose versammelt. Und genau in dieser Bar hatte er am Mittwoch das Feuer eröffnet. Just während dort ein Cornhole-Turnier für die «eingeschworene» Gehörlosengemeinschaft lief.
Card nahm den Berichten zu Folge selber auch schon an der Veranstaltung teil. Die Polizei bestätigte mittlerweile, das unter den 18 Todesopfern vier gehörlose Freunde waren.
Blutbad im US-Bundesstaat Maine!
Ein Amokschütze läuft mit einem Gewehr bewaffnet um 18.56 Uhr in ein Bowlingcenter im Städtchen Lewiston. Er ballert wahllos auf die Menschen. Sieben Personen, sechs Männer und eine Frau, sterben vor Ort.
Danach zieht er weiter, läuft in ein Grillrestaurant, schiesst dort auf die Angestellten und die Gäste. Acht Menschen werden getötet, darunter sieben Männer innerhalb des Lokals und ein Mann ausserhalb des Lokals. Drei weitere Opfer starben auf dem Weg ins Spital.
Es ist einer der schlimmsten Amokläufe der US-Geschichte: 18 Menschen sterben. 13 Personen werden verletzt – die Zahl der Opfer könnte noch steigen.
Er ist Waffen-Instruktor
Anschliessend steigt der Mann in einen Subaru, fährt davon. Die Polizei sucht mit einem Grossaufgebot und Helikoptern nach dem Täter. Die Region ist in Angst – denn der Schütze ist noch immer auf der Flucht. Die Polizei hat die Strassen abgeriegelt, kontrolliert alle Zufahrtswege.
Beim Tatverdächtigen handelt es sich um Robert Card (40). Er sei «bewaffnet und extrem gefährlich», hiess es. Card kennt sich gut mit Schusswaffen aus: Er ist gemäss Polizei ein Waffen-Ausbildner, soll in der Armee gedient haben. Im Sommer verbrachte er zwei Wochen in einer psychiatrischen Klinik. Er hatte angegeben, Stimmen gehört zu haben. Ausserdem soll er gedroht haben, einen Stützpunkt der Nationalgarde in die Luft zu sprengen.
Horror in der Bowling-Halle
Die Augenzeugen der Tat sind geschockt: Brandon wollte bloss einen normalen Bowling-Abend verbringen. Plötzlich sei der bewaffnete Schütze aus dem Nichts in die Halle gestürmt. «Ich dachte, es sei ein Ballon. Als ich sah, dass er eine Waffe hatte, bin ich die Bowling-Bahn heruntergerannt und in den Schacht über den Kegeln geklettert», sagte der Amerikaner dem Fernsehsender ABC.
Zum Zeitpunkt der Tat habe in der Halle eine Kinder-Veranstaltung stattgefunden, berichten US-Medien. Riley Dumont sagte, ihre 11-jährige Tochter habe am Event teilgenommen, als sie mehrere Schüsse hörte. Dumonts Vater, ein pensionierter Polizist, drängte die Familie daraufhin in eine Ecke. «Ich lag auf meiner Tochter. Meine Mutter lag auf mir», so Dumont gegenüber ABC News. Beim Wegrennen sei ihre Tochter von einer Kugel getroffen worden.
«In einem Bruchteil einer Sekunde wird deine Welt auf den Kopf gestellt»
Das angegriffene Restaurant «Schemengees Bar and Grill» postete am frühen Donnerstagmorgen eine Trauernachricht auf seiner Facebook-Seite. Darin heisst es: «Mein Herz ist gebrochen. Mir fehlen die Worte. In einem Bruchteil einer Sekunde wird deine Welt ohne guten Grund auf den Kopf gestellt. Wir verlieren grossartige Menschen dieser Gemeinde. Wie können wir das alles verstehen?»
Unter dem Beitrag türmen sich zahlreiche Kommentare, die dem Restaurant Solidarität und Anteilnahme übermitteln: «Es tut uns so leid, was passiert ist. Unfassbar, wie so etwas geschehen kann. Wir stehen an eurer Seite.»
Kathy Lebel, die Miteigentümerin des Grillrestaurants, sei laut «Sun Journal», zum Zeitpunkt des Blutbads nicht im Restaurant gewesen. Sie habe aber gehört, dass eine Person das Restaurant betreten und «zu schiessen begonnen» habe. Das Personal sei herausgerannt. «Ich habe immer noch das Gefühl, dass diese ganze Sache ein Albtraum ist.»
Auto des Täters gefunden
Die Polizei forderte die Anwohner derweil auf, in ihren Häusern zu bleiben und die Türen zu verriegeln. Das Auto, von dem die Polizei annimmt, dass er es zwischen den Tatorten nutzte, ist ein weisser Subaru Outback. Sie veröffentlichte ein Bild des Wagens, mittlerweile wurde er leer im benachbarten Lisbon gefunden. Offenbar ist der Schütze mit dem berüchtigten AR-15-Gewehr bewaffnet, das schon oft für Massenmorde in den USA verwendet wurde.
«Er war ein sehr netter Kerl - sehr ruhig. Er hat seine Autorität nie überstrapaziert oder war gemein oder unhöflich zu anderen Soldaten.» So beschreibt Clifford Steeves, der zusammen mit Card in der Armee-Reserve diente, seinen Ex-Arbeitskollegen gegenüber CNN.
Card sei als «rationaler, verständnisvoller Mensch» bekannt gewesen, der «eher durch Respekt als durch Angst» geführt habe. Obwohl er nie in Kampfeinsätze verwickelt war, habe er eine umfangreiche Ausbildung erhalten – Schiesstraining inklusive. Card habe sich in Wäldern sehr wohlgefühlt, so Steeves. Zudem soll er «einer der besten Schützen seiner Einheit» gewesen sein.
Auch ein weiterer Ex-Angehöriger der Armee-Reserve hat nur Gutes über den Todesschützen zu berichten. Er sei ein «netter Kerl», der «nei ein Problem mit jemandem hatte». Der Soldat konnte sich nicht daran erinnern, dass der Mann, der am Donnerstag 18 Menschen tötete, jemals ein gewalttätiges Verhalten gezeigt hätte.
Schulen bleiben am Donnerstag geschlossen
Präsident Joe Biden (80) wurde über die bisherigen Erkenntnisse des Amoklaufs unterrichtet und wird nach Angaben eines hochrangigen Beamten des Weissen Hauses weiterhin auf dem Laufenden gehalten. Biden ordnete an, die Flaggen am Weissen Haus und an allen öffentlichen Gebäuden auf Halbmast zu hissen.
«Unser kleiner Staat mit nur 1,3 Millionen Einwohnern gilt seit langem als einer der sichersten des Landes. Dieser Angriff trifft das Herzstück dessen, wer wir sind und welche Werte uns an diesem kostbaren Ort, den wir unser Zuhause nennen, am Herzen liegen», sagte Janet Mills (75), Gouverneurin des US-Bundesstaates Maine, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.
Lewiston liegt rund 60 Kilometer nördlich von Portland und ist die zweitgrösste Stadt des Bundesstaates Maine. Die Schulen in der Region bleiben am Donnerstag geschlossen. (neo/nad)