Hier begräbt die Lawine mehrere Wintersportler
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Abgang in Lech-Zürs:Hier begräbt die Lawine mehrere Wintersportler

Lawine auf Skipiste in Österreich
«Da war viel Glück dabei!»

Glimpflicher Ausgang bei einer Lawine im österreichischen Skigebiet Lech/Zürs. Lange wurde von zwei vermissten Wintersportlern ausgegangen. Um 1 Uhr früh gaben die Suchtrupps Entwarnung. Vier Verletzte wurden geborgen, darunter ein schwerverletzter Mann.
Publiziert: 26.12.2022 um 13:20 Uhr
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Aktualisiert: 26.12.2022 um 14:01 Uhr
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Eine Lawine löste sich am Sonntagnachmittag und begrub einen Teil der Skipiste in Lech-Zürs.
Foto: zvg

Nach dem Lawinenabgang am Arlberg in Österreich sind alle Vermissten gerettet. Vier Menschen wurden verletzt, einer von ihnen, ein deutscher Gast, der laut Polizei in London lebt, musste mit dem Helikopter ins Spital geflogen worden werden. «Er liegt mit sehr schweren Verletzungen auf der Intensivstation, sein Zustand ist aber stabil», teilte ein Sprecher der Tirol Kliniken in Innsbruck mit. Vermisst werde nach derzeitiger Erkenntnislage niemand mehr.

Alle anderen betroffenen Skigäste – sie stammen nach Angaben des Tourismusverbands aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Bosnien, Kroatien und aus den USA – zogen sich leichte Blessuren zu oder blieben unverletzt. «Jeder, der an einem Lawinenhergang beteiligt ist, sollte sich melden, das würde die Arbeit erleichtern», sagte der Sprecher der Einsatzleitung, Hermann Fercher. Ursprünglich waren die Einsatzkräfte von zehn Wintersportlern ausgegangen, die am Sonntag auf der Piste von den Schneemassen begraben worden sein könnten. Das Video eines Skigastes legte diesen Schluss nahe.

«Da war sehr viel Glück dabei», sagte ein Polizeisprecher am Montag zu den dramatischen Ereignissen. Die Lawine hatte sich unterhalb des 2700 Meter hohen Trittkopfes bei Lech gelöst. Grund für den glimpflichen Ausgang war nach Einschätzung der Polizei wohl auch, dass die Ausläufer der Staub-Lawine nicht mehr eine solche Gewalt hatten. «Ausserdem kann man auf einer Skipiste leichter davonfahren als im freien Skiraum», so der Polizeisprecher weiter. Die Piste sei mit ihrer roten Markierung ohnehin nur für gute Skifahrer geeignet, was sicher auch ein Vorteil gewesen sein könnte.

Grosseinsatz ausgelöst

Der Such- und Rettungseinsatz wurde laut Polizeiangaben am späten Sonntagabend eingestellt. Aus Sicherheitsgründen werde an diesem Montag noch «zur endgültigen Abklärung» eine Sicherheitssuche mit 100 Personen durchgeführt. Im Einsatz waren gestern zeitweise bis zu 200 Personen verschiedenster Rettungsorganisationen. Mithilfe starker Scheinwerfer wurde der Lawinenkegel auf einer Piste. Die Helfer suchten das Terrain mit langen Sondierstangen ab. Unterstützt wurden sie bei ihrer Suche von sieben Helikoptern. Die Rettungskräfte hatten schon am Abend Hoffnung geschöpft, da die sonst üblichen Vermisstenmeldungen durch Angehörige ausgeblieben waren.

Was hätte passieren können, zeigt aber allein die Fläche, die die Lawine auf der Piste bedeckte: 500 bis 600 Meter lang und teils mehrere Meter hoch war der Lawinenkegel - eine Fläche von mehreren Fussballfeldern. Vom «Weihnachtswunder von Lech» sprach der Bürgermeister des wegen seiner vielen Pisten und seiner Schneesicherheit beliebten Orts, Gerhard Lucian, gegenüber dem ORF.

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«Durch den starken Wind gab es Verwehungen»

In den vergangenen Tagen war in dem hochalpinen Gelände viel Schnee gefallen. Am Sonntag herrschten dann nach Angaben der Polizei frühlingshafte Bedingungen in dem wegen seiner vielen Pisten und seiner Schneesicherheit beliebten Skigebiet am Arlberg. Zugleich war die Lawinengefahr nach Angaben des Lawinenwarndienstes erheblich.

Laut einem Leserreporter, dessen Familie vor Ort ist, war ein Teil der Piste zuvor gesperrt worden. «Durch den starken Wind gab es Verwehungen. Offenbar war die Lawinengefahr doch grösser, als angenommen», sagt er zu Blick. Er kenne die Piste gut. Normalerweise sei diese nicht gefährlich.

Vor dem Unglück in Lech-Zürs war in Sölden, ebenfalls in Österreich, im ungesicherten Gelände eine Lawine niedergegangen. Nach einer rund zweieinhalbstündigen Suchaktion nach einem möglichen Vermissten wurde schliesslich Entwarnung gegeben.

Überleben in einer Lawine nur kurze Zeit möglich

Dass Lawinen auch die als sicher geltenden Pisten erreichen, ist äusserst selten, aber nicht ausgeschlossen. So starben vor drei Jahren in Südtirol eine Frau und zwei sieben Jahre alte Mädchen, als sich im Schnalstal in 3000 Metern Höhe ein riesiges Schneebrett löste und bis auf die Piste donnerte. Auch in Andermatt in der Schweiz war es im Dezember 2019 zu einem Vorfall gekommen, bei dem Schneemassen sechs Skiläufer auf der Piste verschütteten. Das Unglück ging aber glimpflich aus.

Das Überleben in einer Lawine ist eigentlich nur in einem kurzen Zeitraum möglich. Die Opfer ersticken unter dem fest gepressten Schnee oder erliegen ihren Verletzungen. In Einzelfällen haben Verschüttete aber Glück und vor ihrem Gesicht befindet sich ein Hohlraum, der das Atmen ermöglicht. Unter diesen Umständen wurden Wintersportler auch noch nach mehreren Stunden lebend geborgen. (jmh/kes/bih/SDA/AFP)

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