Nach dem Bootsunglück im Norden Japans haben die Behörden ein elftes Todesopfer bestätigt. Die Küstenwache vermeldete am Montagmorgen, dass sie die Leiche eines Kindes geborgen habe. Zuvor hatten die Behörden zehn Leichen gefunden. Die Suche nach den Vermissten ging unterdessen weiter, doch die Hoffnungen, nach mehr als einem Tag noch Überlebende zu finden, schwanden angesichts eisiger Temperaturen zusehends.
Das Ausflugsboot «Kazu 1» hatte nach Angaben der Behörden am Samstagmittag (Ortszeit) einen Notruf abgesetzt. Das Boot befand sich demnach zu dem Zeitpunkt nahe der Halbinsel Shiretoko im Norden der Insel Hokkaido. An Bord waren zwei Crew-Mitglieder und 24 Passagiere, darunter zwei Kinder. Alle trugen den Angaben zufolge Schwimmwesten.
Rettungsaktion unterstützt von Fischerbooten und Helikoptern
Die Behörden starteten daraufhin unterstützt von Fischerbooten und Helikoptern eine Rettungsaktion. Einheiten verschiedener Rettungsteams fanden die Opfer von der Luft aus im Wasser oder in steinigen Küstengebieten. Die Opfer wurden in Krankenhäuser gebracht. Erst später wurden sie für tot erklärt. Es handelte sich demnach neben dem Kind um sieben Männer und drei Frauen.
Die japanischen Behörden lassen sich mit der Bestätigung von Todesfällen bei Unfällen und Naturkatastrophen oft Zeit, da die Todesfälle von einem offiziellen Gerichtsmediziner bestätigt werden müssen. In der Regel werden die Leichen identifiziert und die nächsten Angehörigen benachrichtigt, bevor die Informationen veröffentlicht werden. So war das Kind bereits am Sonntagabend gefunden worden.
Nach Angaben der Behörden hatte es zum Unglückszeitpunkt starken Wind und Wellengang gegeben. Berichten zufolge waren einige örtliche Fischerboote an die Küste zurückgekehrt, um die sich verschlechternden Bedingungen zu vermeiden. Die «Kazu 1» setzte ihre Fahrt hingegen fort. Das Verkehrsministerium schickte deshalb Beamte zum Betreiber des Ausflugsboots, um zu überprüfen, ob das Unternehmen sich an die Sicherheitsrichtlinien gehalten hatte.
Nicht der erste Unfall der »Kazu I»
Die Shiretoko-Halbinsel liegt an der nordöstlichen Spitze von Hokkaido. Die Temperaturen sind dort derzeit eisig. Sie bewegen sich nach Angaben örtlicher Medien tagsüber zwischen zwei und drei Grad und pendeln nachts um den Gefrierpunkt. Von der Küstenwache veröffentlichte Bilder zeigten Retter, die in einer Spalte entlang der felsigen Küste kauern und einen Bereich inspizieren, sowie Gegenstände mit der eindeutigen Aufschrift «Kazu 1», die an den Strand gespült wurden. Am Ufer ist Eis sichtbar.
Die Shiretoko-Halbinsel gehört zum Unesco-Weltnaturerbe. Sie ist bekannt für ihre einzigartige Tierwelt, darunter den vom Aussterben bedrohten Stellerschen Seelöwen sowie Zugvögel und Braunbären. Medienberichten zufolge handelte es sich nicht um den ersten Unfall der «Kazu I». Demnach war sie im vergangenen Juni in seichtem Wasser auf Grund gelaufen. Das Schiff konnte sich damals aus eigener Kraft befreien und kehrte in den Hafen zurück. Die Polizei ermittelte allerdings gegen den Kapitän wegen Fahrlässigkeit. (AFP/chs)