Seit Beginn ihres Schulstreiks hat Greta Thunberg (16) überall auf der Welt Nachahmer gefunden. Sie demonstrieren, trainieren Bauern, halten Wutreden – und lassen sich auch von autoritären Regierungen nicht aufhalten. BLICK stellt sechs Klimajugendliche vor, die uns auch im nächsten Jahr einheizen werden.
Die Schweizer Greta:
Marie-Claire Graf (23)
Im Dezember 2018 rief sie den ersten Schweizer Klimastreik mit ins Leben, ein Jahr später verhandelte sie schon für die Eidgenossenschaft beim Klimagipfel in Madrid: Die Studentin Marie-Claire Graf aus Gelterkinden BL. Im Gespräch mit BLICK redet sie so schnell, dass man kaum folgen kann. Klar, in Sachen Klimakrise ist keine Zeit zu verlieren. «Es ist inspirierend, wie viele Menschen sich für Lösungen der Krise einsetzen, das gibt Mut für 2020.» Nun müssten einflussreiche Massnahmen und Taten folgen, um den Anstieg der Treibhausgase zu stoppen. «Und die, die mehr für diese Krise verantwortlich sind, müssen auch mehr zur Lösung beitragen.» Im Klartext: reiche Industrieländer wie die Schweiz. Graf fürchtet vermehrte politische und klimabedingte Unruhen. Was dagegen hilft? «Weitermachen! Wir werden weiter mobilisieren, informieren und fordern.»
Er spielt in Russland die erste Geige:
Arschak Makitschjan (25)
Seit März 2019 demonstriert der russische Violinist Arschak Makitschjan auf dem Puschkin-Platz in Moskau gegen den Klimawandel – allein. Seine Musikerkarriere hängte er erst mal an den Nagel, als er von der Klimastreik-Bewegung um Greta Thunberg erfuhr. Das brachte ihm sogar sechs Tage Gefängnis ein. Denn nachdem die Behörden zum zehnten Mal eine Demonstration nicht bewilligten, führten Makitschjan und zwei Mitstreiter sie am 25. Oktober trotzdem durch. «Unangemeldet darf man nur allein streiken – wir waren drei Personen», sagt Makitschjan zu BLICK. Sollte Makitschjan wieder russisches Recht brechen, drohen ihm ein bis zwei Jahre in der Zelle. Ausschliessen will er das nicht: «Es geht nicht um mich. Ich mache, was unter den Umständen das Richtige ist.»
Sie räumen Bali auf:
Isabel Wijsen (16) und Melati Wijsen (18)
Sie waren Greta, bevor es Greta gab: Schon im Alter von zehn und zwölf Jahren gründeten Isabel und Melati Wijsen die Nichtregierungsorganisation (NGO) Bye Bye Plastic Bags. Ihr Ziel: alle Plastiksäcke von Bali zu verbannen. Denn das Ferienparadies hat ein gigantisches Plastikproblem – nach China ist Indonesien der zweitgrösste Verursacher von Plastikabfall, der ins Meer gelangt. Heute sind die Schwestern 16 und 18 und noch immer voll dabei. Und ihr Einsatz hat sich gelohnt: Seit Juni sind auf Bali Einwegprodukte aus Plastik wie Säcke, Trinkhalme und Geschirr verboten.
Die philippinische Kakaobäuerin:
Louise Mabulo (21)
An Weihnachten 2016 traf der Todes-Taifun Nock-ten Louise Mabulos Heimat. Und zerstörte 80 Prozent der Felder und Plantagen in der Gegend. Die Folge: Die unter Druck geratenen Landwirte fällten weitere Bäume, um sie zu verkaufen, was wiederum zu Umweltproblemen führte. Mit «The Cacao Project» bekämpft die Köchin und Unternehmerin Mabulo die Abholzung, fördert den fairen Handel und die Wiederaufforstung. Bereits mehr als 200 Landwirten konnte Mabulo so helfen, mehr als 70'000 Bäume wurden seit dem Start des Programms gepflanzt. Eine beeindruckende Leistung, für die die Vereinten Nationen die junge Bäuerin im vergangenen Jahr zum «Young Champion of the Earth» kürten.
Sie legt sich mit Chinas Regime an:
Howey Ou (16)
Für ihre Proteste begibt sich Chinas Greta in grosse Gefahr. Denn wer in dem autoritär regierten Land aufmuckt, riskiert alles. Darum ist «Howey Ou» auch nur ein Pseudonym, unter dem sich die 16-Jährige für den Klimaschutz einsetzt. Ab dem 26. Mai 2019 streikte die chinesische Schülerin täglich vor dem Gebäude der Volksregierung von Guilin in der südchinesischen Provinz Guangxi – bis die Polizei sie vertrieb. Die versteht bei Aufrufen zum Schulstreik besonders wenig Spass. Zuletzt gab es das im Chaos der Kulturrevolution. Ou lässt sich von ihrem Engagement nicht abhalten, spricht in den Medien und pflanzt Bäume. Lob gibt's dafür auch von Greta Thunberg, die twitterte: «Howey Ou ist eine wahre Heldin. Wir stehen alle hinter dir.»
Er kämpft um seine Heimat:
Ranton Anjain (17)
Der 17-jährige Ranton Anjain von den Marshallinseln hat einen sehr persönlichen Grund, sich für den Klimaschutz einzusetzen: Seine Heimat geht unter. Gemeinsam mit Greta Thunberg und 14 anderen Kindern hat er darum Ende September 2019 eine offizielle Beschwerde beim Uno-Kinderrechtskomitee eingereicht. Darin werfen die jungen Klimaschützer Staaten vor, dass sie zu wenig gegen die Klimakrise tun und damit gegen die weltweit gültigen Kinderrechte verstossen. Anjain forderte Spitzenpolitiker weltweit auf, sich sein Land anzusehen, um zu begreifen, wie der steigende Meeresspiegel den Inselstaat bedroht. «Ich würde ihnen mein altes Haus zeigen, das 2015 bei einem Sturm zerstört wurde», sagte Anjain. Schutzwälle hätten sich in Anbetracht des Klimawandels als nutzlos herausgestellt.