Mehr als eine halbe Million Euro
Deutschland zahlt für Gerhard Schröders Mitarbeiter

Der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder erhält aus der Staatskasse 561'000 Euro, um die Mitarbeiter seines Büros zu bezahlen.
Publiziert: 29.09.2017 um 06:25 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:16 Uhr
Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) verdient in der Wirtschaft gutes Geld - und zwackt auch dem Deutschen Staat ordentlich was ab.
Foto: CARMEN JASPERSEN

Trotz seiner Jobs in der Wirtschaft erhält der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) in diesem Jahr 561'000 Euro aus der Staatskasse für ein Büro in Berlin. Das geht aus einer Antwort des Bundeskanzleramts auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt.

Zudem erhält Schröder ein Ruhegehalt, das alleine für seine sieben Amtsjahre als Kanzler (1998 bis 2005) laut Gesetz rund 35 Prozent des Gehalts der derzeitigen Regierungschefin Angela Merkel (CDU) beträgt und damit 6446 Euro im Monat. Hinzu kämen Bezüge für seine Zeit in der niedersächsischen Landesregierung und als Bundestagsabgeordneter.

Weitere Mandate in Aussicht

Schröder soll an diesem Freitag in den Aufsichtsrat des russischen Energieriesen Rosneft gewählt werden und eventuell auch Chef des Gremiums werden. Wie viel Geld er für den Job bekommt, ist nicht bekannt. Der SPD-Politiker hatte nach einem Medienbericht über die Vorstandsgehälter bei Rosneft in Höhe von sechs Millionen Euro selbst gesagt, er bekomme weniger als ein Zehntel davon. Die Europäische Union hat den Staatskonzern Rosneft wegen Russlands Rolle im Ukraine-Konflikt 2014 mit Sanktionen belegt.

Kurz nach seiner Abwahl als Kanzler 2005 war der heute 73-Jährige Schröder bereits beim Betreiber der Gas-Pipeline Nord Stream von Russland nach Deutschland eingestiegen. Er wurde Vorsitzender des Aktionärsausschusses eines Konsortiums, an dem der russische Staatskonzern Gazprom die Mehrheit hält. Im vergangenen Jahr wurde er zudem Chef des Verwaltungsrats der Gazprom-Tochter Nord Stream 2.

Eine halbe Million für die Mitarbeiter

Laut Kanzleramt erhält Schröder die 560'985 Euro in diesem Jahr ausschliesslich für die Bezahlung der Mitarbeiter in seinem Büro. «Die Bundesregierung verantwortet nicht die sächliche Ausstattung des Büros», heisst es in der Antwort von Staatsminister Helge Braun. Als Altkanzler hat Schröder, wie auch frühere Bundespräsidenten, einen Anspruch auf ein Büro.

Der Linken-Politiker Alexander Neu warf Schröder und anderen Ex-Politikern eine «Mentalität des Absahnens» vor. Sie missbrauchten die politischen Kontakte aus ihrer Amtszeit um an Jobs in der Wirtschaft zu kommen, sagte er. «Ganz nebenbei nutzen sie weiterhin die Privilegien ehemaliger Spitzenpolitiker, wie Büros und Mitarbeiter.» (SDA)

Warum sie so dicke Freunde sind

Der russische Präsident Wladimir Putin verhalf Gerhard Schröder zu einem lukrativen Job und Adoptiv-Kindern. Kein Wunder, zeigt Schröder seine Freundschaft zum umstrittenen Präsidenten auch offen.

Gerhard Schröder (73) und Wladimir Putin (64): ein ungleiches Paar, aber dennoch dicke Freunde. Das offenbarte sich, als der ehemalige deutsche Kanzler Schröder an der Party zu seinem 70. Geburtstag den russischen Präsidenten Wladimir Putin als Gast einlud und herzlich umarmte. Die Empörung war enorm, auch innerhalb von Schröders Partei, der SPD. Die herzhafte Begrüssung erfolgte nämlich ausgerechnet dann, als sich die deutsche Bundesregierung um die Freilassung deutscher Geiseln in der Ostukraine bemühte und die EU Sanktionen gegen Russland verhängte.

Schröder verteidigte sich damals im BLICK: «Seitdem ich Wladimir Putin kenne, seit mehr als 14 Jahren, begrüssen wir uns so. Das ändere ich auch nicht in schwierigen Zeiten.»

Pipeline zahlt sich für Schröder aus

Auch während Schröders Kanzlerschaft, die von 1998 bis 2005 dauerte, arbeiteten die beiden Politiker eng zusammen. Sie initiierten den Bau einer Unterwasser-Gaspipeline durch die Ostsee. Wenige Monate vor seinem Rücktritt wurde Schröder mit Hilfe Putins in den Aufsichtsrat der Nord Stream befördert. Die Nord Stream, die mit dem Bau der Pipeline beauftragt worden war, gehört zu 51 Prozent dem staatlich kontrollierten russischen Gasmonopolisten Gazprom. 

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