Mehr als 1000 Infizierte in unseren Nachbarländern!
Wann riegeln Deutschland und Frankreich ab?

Deutschland und Frankreich sind Italien in Sachen Corona-Fälle dicht auf den Fersen. Doch die Gesundheitsminister wollen die Epidemie anders eindämmen.
Publiziert: 10.03.2020 um 17:45 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2020 um 13:19 Uhr
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Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn hält bislang nichts von Verboten.
Foto: imago images/Christian Thiel
Fabienne Kinzelmann

Italien ist zu. Seit Montag geht praktisch nichts mehr in unserem Nachbarland. Kinos, Theater und Museen haben den Betrieb eingestellt, Schulen und Universitäten sind bis zum 3. April geschlossen.

«Hoffentlich verhindert das die Ausbreitung», sagt ein italienischer Arzt zu BLICK. Er arbeitet in Lecce, im «Stiefelabsatz» Italiens, weit weg vom Epizentrum der Epidemie. «Im Süden ist die Situation noch ruhig. Doch wir warten auf die Welle.»

Nur eine Woche unterscheidet die Länder

Was in Italien passiert ist, könnte bald auch Deutschland und Frankreich drohen. Ein Blick auf die Infektionszahlen zeigt: Die beiden Länder sind Italien dicht auf den Fersen.

Beispiel: Am 23. Februar gibt es in Italien 155 Fälle. Eine ähnliche Anzahl gibt es in Deutschland (159 Fälle) und Frankreich (191 Fälle) am 2. März. So geht die stetige Steigerung weiter. Nur eine Woche liegen jeweils dazwischen, bis sich die Fallzahlen ungefähr entsprechen.

Das wirft die Frage auf: Wann machen unsere Nachbarländer die Schotten dicht?

Deutscher Gesundheitsminister setzt auf Empfehlungen

Der deutsche Virologe Alexander Kekulé fordert: Deutschland braucht mindestens zwei Wochen «Corona-Ferien»! Schulen und Kindergärten sollten seiner Meinung nach 14 Tage lang geschlossen bleiben. Grossevents müssten ganz ausfallen.

Während in der Schweiz Grossveranstaltungen längst untersagt sind, ist Deutschland vergleichsweise entspannt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (39) empfiehlt, auf Grossveranstaltungen von mehr als 1000 Menschen zu verzichten.

Ein Fehler, findet auch das Robert Koch-Institut (RKI). Die für Infektionskrankheiten zuständige Bundesbehörde dringt auf schnelle Vorkehrungen gegen eine starke Zunahme von Infizierten mit dem neuen Coronavirus.

Bundesbehörde fordert Schliessung öffentlicher Einrichtungen

«Das ist eine ernste Lage, und diese Lage könnte sich weiter zuspitzen», sagte RKI-Präsident Lothar Wieler in Berlin. Es sei sicher, dass die Fallzahlen zunehmen werden. «Auch in Deutschland selbst wird es Todesfälle durch COVID-19 geben.»

Er will klare Regeln statt Empfehlungen. Um eine schnelle Ausbreitung zu verhindern, müssten die zuständigen Behörden vor Ort auch über den Umgang mit Grossveranstaltungen und mögliche zeitweise Schliessungen öffentlicher Einrichtungen entscheiden – «und zwar schon, bevor es massenhaft Fälle in einer Gegend gibt.»

Frankreichs Gesundheitsminister kritisiert Italien

Frankreich macht es ähnlich wie Deutschland. Emmanuel Macrons Gesundheitsminister Olivier Véran (39) setzt auf Kommunikation und Empfehlungen statt Verbote. «Wir raten gebrechlichen und älteren Menschen, nicht auszugehen», sagte er «Franceinfo» am Dienstag. Arbeitnehmern empfahl er nach Möglichkeit Home Office. Lediglich Grossevents ab 5000 Teilnehmern sind verboten.

Von der italienischen Abschottung hält er offenbar nichts. «Der Unterschied zu Italien besteht darin, dass wir nicht verhindern, dass das soziale, wirtschaftliche und demokratische Leben weitergeht», kritisierte Véran. «Wenn Sie alles schliessen, wenn Sie den Menschen sagen, dass sich nicht mehr zur Arbeit gehen sollen, dann lähmen sie auch die Krankenhäuser und die medizinische Versorgung.»

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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